Der „Kremser Wirtschaftsbeirat“ (KWB) ist die Stimme der Kremser Industrie – genauer, von 33 Kremser Leitbetrieben aus Industrie, Produktionsgewerbe und, mittlerweile, auch andren Branchen. Viele sind gut bekannt wie Voest, Dynea, Stiefler und Fresenius. Oder auch Mierka Donauhafen, Brantner, Pipelife, Exterstahl, Kemira, Chemfreight. Oder etwa auch Penn, das Bauunternehmen Franz Schütz, die Hydro Ingenieure und die Kremser Bank.
Rund 4000 Mitarbeiter in Krems und weltweite Konzernverbindungen
Geballte Wirtschaftskraft. Rund 4000 Mitarbeiter zählen die Betriebe des KWB in Krems. Sieht man auch ihre internationalen Konzernverbindungen, so sind das Unternehmen mit weltweit über 200.000 Beschäftigten, erklärt der Sprecher des KWB, der Unternehmer Walter Stiefler, im Gespräch mit magzin.at.
Der KWB – eine Privatinitiative, „unpolitisch und überparteilich”
Der KWB ist ein freiwilliger Zusammenschluss, eine Privatinitiative, die betont, „unpolitisch und überparteilich“ zu sein. Es geht ihr um die Sache und die besseren Ideen. „Wir wollen gemeinsam mit der Kommune und dem Land etwas Positives schaffen: Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze“, sagt Stiefler. „Wir wollen nicht nur etwas haben, sondern auch etwas geben.“
Ein anderer wichtiger Aspekt des KWB sind die Synergieeffekte, die durch die Kooperation der KWB-Betriebe untereinander entstehen. Dazu gehört die Vernetzung der Betriebsfeuerwehren und Projekte wie der „Qualifizierungsverbund“, die gemeinsame „Lehrstellenbörse“ und der „Kremser Wirtschaftsgipfel”.
Der „Kremser Wirtschaftsgipfel” mit LR Petra Bohuslav – eine „gute Zusammenarbeit”
Schon drei Mal gab es bisher diesen „Kremser Wirtschaftsgipfel“, bei dem NÖ-Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav Gast der KWB-Betriebe war. Auch Krems Bürgermeisterin Inge Rinke und Kremser Stadträte nahmen daran teil.
„Man kann sagen, dass das eine sehr gute Zusammenarbeit ist“, so Walter Stiefler. „Die Frau Landesrat greift unsere Fragen auf. Erledigt sie schnell. Und ihre Antworten haben Hand und Fuß.“
Aktiv gegen den Fachkräftemangel – die KWB-„Lehrstellenbörse”
„Der Fachkräftemangel kommt nicht erst, der ist schon da“, betont Walter Stiefler. Ein sehr engagiertes Projekt des KWB ist daher die „Lehrstellenbörse“. Sie findet jetzt bereits zum 7. Mal statt. Dabei geht der KWB aktiv an Schulen und Schüler heran, um Fachkräftenachwuchs zu finden.
„Alle Ehre der Lehre“ hieß der Slogan der „Lehrstellenbörse“ zuletzt. „Bei den Betrieben setzt sich heute immer mehr die Meinung durch, dass man aktiv auf die Jugendlichen zugehen muss, dass man sie informieren muss, was es direkt hier vor Ort an Möglichkeiten, an Lehrstellen und Betrieben gibt“, erklärt Stiefler.
Mitarbeiter schulen und höher qualifizieren – der KWB-„Qualifizierungsverbund“
Ein weiteres kluges Projekt des KWB ist der „Qualifizierungsverbund“. Rund 560 Mitarbeiter aus acht Betrieben haben im Vorjahr Mitarbeiterschulungen besucht, die der Verbund organisierte. In Zusammenarbeit mit dem AMS Krems und mitfinanziert auch von der EU.
„Auch das ist ein Mittel gegen den Fachkräftemangel, die Mitarbeiter weiterzuqualifizieren“, weiß Walter Stiefler. Jetzt im Februar startet der „Qualifizierungsverbund“ des KWB sein zweites Jahresprogramm mit nun bereits zwölf teilnehmenden Betrieben.
Stiefler wünscht sich „massive Zusammenarbeit von Krems und St. Pölten”
Der KWB agiert in Krems. Aber die Wirtschaftskraft seiner Betriebe ist von der Entwicklung der Gesamtregion betroffen. Dafür besteht ein klares Bewusstsein. „Ich wäre schon lange dafür, dass Krems und St. Pölten massiv zusammenarbeiten“, sagt Walter Stiefler mit großem Nachdruck.
Nur 25 Kilometer trennten beide Städte – St. Pölten und Krems. „Die haben so viel gemeinsam. Und die einen die Westbahn, die andern die Donau mit Hafen. Das gehört ja verknüpft, das liegt auf der Hand“, argumentiert Stiefler.
Eine starke Zusammenarbeit von St. Pölten und Krems oder nicht, das ist wohl eine der strategischen Schlüsselfragen der Zukunft des Zentralraums NÖ, die Walter Stiefler nicht herunterspielt, sondern mutig anspricht: „Mir gefällt diese Konkurrenzsituation beider Städte überhaupt nicht, die ja noch oft geschürt wird.“
„Nicht nur nehmen, sondern geben” – Betriebsfeuerwehren, eine Schule für die Jugendlichen
„Wir wollen nicht nur nehmen, sondern geben“, beschreibt Stiefler, wie schon gesagt, die Philosophie des Kremser Wirtschaftsbeirats. Ein weiteres interessantes Projekt in diesem Sinne ist die gemeinsame Betriebsfeuerwehr von neun KWB-Betrieben.
Ihre Betriebsfeuerwehren sind vernetzt, füreinander einsatzbereit, aber auch einsatzbereit für Notfälle in der Kommune. Aber das sei selbstverständlich, sagt Stiefler. Die eigentlich besonderen Synergieeffekte ergäben sich, so Stiefler, durch die gemeinsame Ausbildung der Betriebsfeuerwehren.
Aber es geht noch um mehr: Die beteiligten KWB-Betriebe geben allen jungen Mitarbeitern die Feuerwehrgrundausbildung. „Das ist nicht nur für unsere Betriebe wichtig und wertvoll, sondern auch für die Jugendlichen selbst und für die Kommunen, wo sie zuhause sind.“ Das fördere auch die Selbständigkeit der Jugendlichen und ihre Charakterbildung.
„Wenig Bezug der Bevölkerung zur Wirtschaft” – das einstige Schattenleben der großen Industrie in Krems
Durchaus aufschlußreich ist auch die Entstehung des KWB, den Walter Stiefler vor sieben Jahren gründete. Zweierlei war damals der Anlass: „Mir war aufgefallen, dass in der Bevölkerung sehr wenig Bezug zur Wirtschaft vorhanden ist“, erinnert sich Stiefler. „Und dass das Verständnis wenig ausgeprägt war, dass eine Kommune auch Betriebe braucht“, um Einkommen und Arbeitsplätze zu haben.
„Ich denke, das sich das jetzt schon wesentlich geändert hat“, betont Walter Stiefler mit Blick auf heute. Zur Stadt Krems bestehe ein sehr guter Kontakt. „Er war am Anfang auch schon gut. Und jetzt ist er breit gefächert.“
KWB hilft der Stadt Krems gerne – Betriebsansiedlungspolitik und vakante Konzernzentralen für Krems?
Gerne, unterstreicht Walter Stiefler, stellt der KWB seine Expertise auch der Stadt Krems zur Verfügung. Zum Beispiel bei der Betriebsansiedlungspolitik. „Wir haben uns als einen Schwerpunkt gesetzt“, so Stiefler, „die Kremser Kommune bei der Ansiedlungspolitik zu unterstützen, den wir noch ausbauen wollen.“
Gute Chancen für Krems, sozusagen eine Gunst der Stunde, sieht Stiefler aktuell bei der Frage der Ansiedlung von Konzernzentralen. „Es gibt ein paar Konzernzentralen in Krems, aber bei manchen Konzernen mit Kremser Betrieben sind sie vakant. Die überlegen, ob sie mit ihrer Zentrale nach Krems kommen.“
Vorschläge und Wünsche an die Kremser Politik
Für den KWB ein guter Ausgangspunkt, um gemeinsam mit der Stadt zu handeln. „Kommune plus Wirtschaftsbeirat aktiv mit dem betreffenden Betrieb werben für Krems, dass die Zentrale hierher kommt – das halte ich für einen griffigen Punkt“, sagt Stiefler.
Und ein paar Vorschläge hat Walter Stiefler für Krems: die verstärkte Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, um Kosten durch Synergien einzusparen. Ähnliches auch für den Fußball. Und ein paar Wünsche: einen eigenen Wirtschaftsempfang von Bürgermeisterin Inge Rinke im Kremser Rathaus. Und Wirtschaftsreisen der Kremser Industrie mit ihrem Stadtoberhaupt, um gemeinsam Märkte und Investoren zu umwerben. Ganz so, wie St. Pölten es schon macht.
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letztes Foto im Artikel: zVg Dynea