Österreichische Preisträger beim Ingeborg Bachmann Preis sind eine Rarität. Lediglich Gert Jonke im ersten Jahr (1977) und Franzobel im Jahr 1995 wurde diese Ehre zuteil, ehe es bei der 35. Auflage des „Klagenfurter Wettlesens“ erstmals eine Preisträgerin aus Österreich gab. Die 1961 in Eisenkappel (Železna Kapla) geborene Lyrikerin Maja Haderlap wurde Anfang Juli 2011 von der Jury für einen Auszug aus ihrem Debütroman „Engel des Vergessens“ verdientermaßen mit einem der renommiertesten Preise der deutschsprachigen Literatur ausgezeichnet.
Von der Trauer der Kärntner Slowenen
Ganz harmlos beginnt der Roman in der heimeligen Küche der Großmutter, doch schon nach wenigen Seiten wird klar, die Idylle, der Schein trügt.
Die Handlung spielt nach dem Krieg, einem Krieg, der in den Köpfen der Menschen, vor allem der slowenischen Minderheit immer noch nicht vergessen ist: die quälenden Erinnerungen an den Terror der Nationalsozialisten gegen die Kärntner Slowenen, der zu ihrem bewaffneten Widerstand führte, zum Partisanenkampf. Eine Zeit voller Lebensangst, schwere Traumata, tiefe Trauer hinterlassend …
Die Ich-Erzählerin erzählt von ihrer Jugend und dem Heranwachsen, von ihrer Familie und den Konflikten – das alles im Angesicht einer erdrückenden Vergangenheit, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Maja Haderlap hat mit „Engel des Vergessens“ ein berührendes Stück österreichischer Literatur geschrieben.
magzin-literaturtipp:
Maja Haderlap. Engel des Vergessens. Wallstein Verlag. Göttingen 2011.
Maja Haderlap liest am 15. März 2012 in der Reihe Transflair im Literaturhaus NÖ (ULNÖ) gemeinsam mit der polnischen Autorin Olga Tokarczuk.
weitere Infos unter:
www.ulnoe.at