Weiberworte: Statt „Brot und Rosen“ schlecht bezahlt und sexuell belästigt. Die Gleichberechtigung lässt auf sich warten. Zum 101. Weltfrauentag.

Artpark Gurke, Objekt von Martina Schettina
Artpark - Gurke, Objekt von Martina Schettina

Ein Frauenkommentar von Martina Schettina |

Brot und Rosen – so lautete das Motto der US-amerikanischen Frauenbewegung. Es war der Refrain eines Liedes, das die demonstrierenden Frauen gerne sangen. Die Frauen forderten im ausgehenden 19. Jahrhundert gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Arbeitszeitverkürzung, gleiche Schulbildung für Mädchen, das Frauenwahlrecht, Schwangeren- und Mütterschutz, Verbesserungen der Wohn- und Arbeitsverhältnisse.

Auf Initiative der deutschen Frauenrechtlerin Clara Zetkin wurde 1910 die alljährliche Durchführung eines internationalen Frauentages festgelegt. Ein erster Erfolg war das Frauenwahlrecht. In Österreich wurde es 1918 Gesetz.

Fristenlösung – Mein Bauch gehört mir!

Die Straffreiheit für Schwangerschaftsabbruch wurde im Laufe der Zeit wiederholt thematisiert. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten stand auf Abtreibung die Todesstrafe. 1975 wurde in Österreich der §97 StGB Gesetz. Seither ist der Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten nicht strafbar. Johanna Dohnal, die erste Frauenministerin Österreichs, bezeichnete die Fristenlösung als großen Erfolg der Frauenpolitik.

Ist die Gleichstellung heute schon erreicht?

Anfang März 2012 veröffentlichte die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek unter dem Titel „Frauenbarometer“ die Ergebnisse einer detaillierten Umfrage, welche die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in Österreich zum Inhalt hatte. Das Ergebnis brachte Altbekanntes, aber auch Überraschendes. Einkommen und Karriere stehen an erster Stelle der gefühlten Ungerechtigkeit. Wenig Benachteiligung gibt es bei den Bildungschancen.

Männer werten anders

Die Umfrage brachte aber auch ans Licht, dass Männer und Frauen die Gleichstellung unterschiedlich bewerten. So halten die Männer die Gleichstellung für bereits weit fortgeschritten. Die Frauen dagegen fühlen sich noch nicht gleichgestellt.

Martina Schettina, Künstlerin und Autorin
Martina Schettina, Künstlerin und Autorin, schreibt die „Weiberworte” für magzin.at

Hausarbeit und Kindererziehung nach wie vor Frauensache

Die ungleiche Einschätzung der Gleichberechtigung zieht sich durch die frauen-typischen Aufgabengebiete: Hausarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen. Während die Männer hier die Gleichberechtigung als bereits erreicht betrachten, halten sich die Frauen in diesen Bereichen für benachteiligt.

Die Top 3 der Wunschliste – Schutz vor Gewalt gegen Frauen an zweiter Stelle

Was wünschen sich die Frauen heute? Die dringlichsten Wünsche sind: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Schutz gegen Gewalt und sexuelle Belästigung, mehr Aufstiegsmöglichkeiten. Der Wunsch nach mehr Kinderbetreuung ist erst an vierter Stelle gereiht.

Für mich ist Punkt zwei erschreckend. Wenn so viele Frauen Schutz vor Gewalt und sexueller Belästigung wünschen, dann muss das auch ein dringliches Problem sein. Merken wir das nur nicht?

Studien sprechen davon, dass jede 4. Frau Opfer von männlicher Gewalt in ihrem Beziehungsumfeld wird. Über die Fälle F. und K. werden Filme gedreht oder Bücher veröffentlicht. Aber die Nachbarin oder die Kollegin ist vielleicht mit ihrer Angst allein. Daran sollten wir denken, nicht nur am 8. März.

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Quellen: Bundeskanzleramt, Bundesministerin für Frauen; Renner Institut Wien; Online Zeitung der Universität Wien | A. Eser/H-G. Koch. Schwangerschaftsabbruch im internationalen Vergleich, Landesbericht Österreich. Nomos Verlagsgesellschaft 1988.
Foto rechts: © Martina Schettina, Foto: René Prohaska | Foto oben: Kunstobjekt © Martina Schettina / VBK / Foto: Manfred Kielnhofer