Der zweite Konzertabend des exzeptionellen Osterfestivals „Imago Dei“ im Klangraum der Minoritenkirche Krems steht kommenden Samstag bevor. „Lux aeterna“, das „ewige Licht“, ist er betitelt. Wie das 16-stimmige Chorwerk von György Ligeti, das zur Aufführung kommt – neben John Cages meisterhaftem „Four2“ und acht weiteren Chor-
Der Weltlichtklang
György Ligeti „holt mit der Bewegung seiner Komposition das Licht in unsere irdische Bewusstheit“, beschreibt Jo Aichinger, der künstlerische Leiter von „Imago Dei“, das Chorwerk „Lux aeterna“. Ein klarer Klang, dann sich verschleiernd, dann schimmernd, dann strahlendes Licht. „Die menschliche Stimme schafft eine Heiligkeit des Daseins. Die Transzendenz findet auf der Erde statt.“ Das ist der Weltlichtklang.
Ligeti, ungarisch-jüdischer Herkunft, verstarb 2006 in Wien. Er gilt als einer der großen Komponisten der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts. „’Lux aeterna‘, das ist wirklich sphärische Musik der menschlichen Stimme. Seit Jahren habe ich versucht, diese Aufführung zu bekommen“, sagte Jo Aichinger im Gespräch mit magzin.at.
Aufstieg zum himmlischen See Namtso in Tibet
Aber alle zehn Chorwerke Neuer Musik an diesem Abend sind spirituell, dem Grundthema des Osterfestivals „Imago Dei“ entsprechend, und klanglich höchst intensiv: John Cages obertonreiche Meditation “Four2“. Knut Nystedts, 1915 in Oslo geboren, vielstimmige Auffächerung von Bachs geistlichem Lied „Komm, süßer Tod“.
Im Chorstück „Cu dál“ der lettischen Komponistin Santa Ratniece geschieht der Aufstieg zum himmlischen See Namtso in Tibet. Lasse Thoresens „Sternen-Mythos“ („Mythes Étoilés“) greift das Lichtthema in akustisch fülliger Breite – von skandinavischer Folklore bis mongolischem Obertongesang.
Weltlicht und Eros verbindend – „Tanto Gentile“ Dante Alighieris
In Toivo Tulevs „Tanto Gentile“ formt sich ein Liebessonette Dante Alighieris. Feinsinnig steht es am Schluss des Chorabends, Weltlicht und Eros verbindend, die beiden (seit Plato) mächtigen Mythen in den Jahrtausend-Tiefeschichten des Okzidents.
Von Peteris Vasks wird das Stück „Ziles Zina“ gesungen. Vasks, 1946 in Lettland geboren, äußerte sich aufschlussreich: „Die geistige Dimension geht uns verloren. Ich will der Seele Nahrung geben. Das predige ich in meinen Werken.“
Aufgeführt werden außerdem die Chorwerke von Rytis Mazulis – Canon Solus (1998), Juris Abols – Karawane (1994) und Anders Hillborg – Mou:aa:yiy:oum (1983-1985)
2. Konzertabend – Osterfestival Imago Dei“
„Lux Aeterna“
Chorwerke Neuer Musik,
gesungen vom Lettischen Radio Chor
Samstag, 17. März 2012
Klangraum Minoritenkirche Krems
Veranstaltung in Kooperation mit Chorszene Niederösterreich
Reservierungen, Karten, weitere Infos unter:
www.klangraum.at
weitere Infos zum Programm Imago Dei 2012 finden Sie in magzin.at unter:
Foto: Lettischer Radio Chor: © Gatis Rozenfelds