10 Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im August 2002 schreitet auch in Krems am Kremsfluss der Hochwasserschutzausbau zügig voran. Zahllose Gebäude, Straßen und Brücken waren dort im Kremstal und in den weiteren Stadtteilen Mitterau und Weinzierl in der Nacht vom 7. auf den 8. August 2002 verwüstet oder beschädigt worden, genau heute vor 10 Jahren, als die riesige Flutwelle kam. 1100 Haushalte waren betroffen. „Das war wirklich eine große Katastrophe für unsere Stadt“, erinnert sich Krems‘ Bürgermeisterin Inge Rinke.
„Das war gigantisch und wirklich gefährlich“
Es war dramatisch. Binnen kürzester Zeit stieg das Flutwasser im Kremsfluss auf volle Uferhöhe und schoss dann über die Straßen. „Das war gigantisch und wirklich gefährlich“, erzählt Inge Rinke beim Interview mit magzin.at. Sie war in diesen Stunden selbst vor Ort, um Bürgerinnen und Bürger zu warnen, unterwegs von Haus zu Haus im Feuerwehrwagen mit Walter Strasser, dem Kremser Feuerwehrkommandanten damals.
23,2 Mio. Euro Flutschaden am Kremsfluss
23,2 Mio. Euro hat letzten Endes der Flutschaden des August 2002 am Kremsfluss betragen. „Die Hilfeleistungen der Feuerwehren, der Kremser Bevölkerung aus allen Stadtteilen und des Bundesheeres waren ein unglaubliches Erlebnis von Zusammenhalt und Hilfe, das uns eng zusammenrücken ließ mit vielen Freundschaften bis heute“, lobt Bürgermeisterin Rinke im Rückblick.
Intensivplanung begann noch 2002
Sofort, noch im selben Jahr 2002 wurde in Krems die Intensivplanung für den Hochwasserschutz Kremsfluss begonnen, nachdem zuvor, im Jahr 1997, der vorbildliche mobile Donau-Hochwasserschutz in Krems-Stein fertiggestellt worden war. Bis zum letzten Zentimeter der Dämme hob sich dort dann, im Katastrophen-August 2002, auch noch das Donau-Hochwasser.
Hochwasserschutz – ein positives Thema für die Bürger
„Hochwasserschutz ist bei unseren Bürgerinnen und Bürgern in Krems ein sehr positives Thema“, betont Rinke. „Die Angst sitzt immer noch tief. Und fast alle sagen, der Ausbau des Hochwasserschutzes ist richtig und gut.“ Zumal 2006 und 2008 dann weitere Hochwasser kamen – am 24. Juni 2008 erneut in Krems am Kremsfluss ein dreißigjähriges.
Der August 2002 hatte aber alles in den Schatten gestellt. „Eine Katastrophe wie 2002 hat es am Kremsfluss zuletzt vor etwa 80 Jahren gegeben. Das ist eine lange Zeit. Kaum jemand hat daher noch geglaubt oder daran gedacht, dass der scheinbar kleine Kremsfluss eine derartige Zerstörung anrichten könnte“, sagt Rinke.
Kremsfluss-Schutz gegen hundertjähriges Hochwasser
28,2 Mio. Euro werden jetzt insgesamt in den Hochwasserschutz am Kremsfluss investiert, mit Schutzmaßnahmen gegen ein hundertjähriges Hochwasser. Die Gesamtlänge des Hochwasserschutzes beträgt in der Stadt Krems 6,14 Kilometer und erstreckt sich bis zur Gemeindegrenze von Senftenberg im Norden. „Der Hochwasserschutz entlang der Krems zählt zu unseren wichtigsten und aufwändigsten Projekten“, erklärt Bürgermeisterin Rinke.
Baubeginn 2006 – 4 Bauetappen – viele Einzelmaßnahmen
Seit 2006 laufen die Bauarbeiten. Abgeschlossen sind bereits die Bauabschnitte 1 (Stratzingbach) und 2 und der erste Teil des dritten Bauabschnitts (Hafenstraßenbrücke bis Pfannlsteg). Derzeit in Arbeit ist der Abschnitt Pfannlsteg bis Schmittbrücke, der bis Sommer 2013 fertig sein soll. Damit ist dann bereits der größte Teil des Hochwasserschutzes Kremsfluss abgeschlossen.
Ein Vielzahl von Einzelmaßnahmen sind Teil des Hochwasserschutzes. Unter anderem: Zwei Brücken und zwei Stege wurden neu errichtet, die Spitalbrücke angehoben. Ufermauern saniert und erhöht, der Stratzingbach umgeleitet, die Sohle des Kremsfluss teilweise tiefergelegt. Eine Wehranlage wird in der 4. Bauetappe umgebaut. Und Retentionsflächen (Wasserauffangflächen) werden errichtet und erweitert.
Ein attraktives, grünes Naherholungsgebiet ist entstanden
Am Kremsfluss ist zugleich ein attraktiver städtischer Naherholungsraum entstanden, da wo der Hochwasserschutz schon fertig ist. Ein Geh- und Radweg führen dort jetzt am Flussbett des Kremsfluss entlang. Es gibt ein „Flussmobiliar“ mit Bänken, Tischen und Findlingen.
Die Flächen sind weitgehend begrünt. Granitene Flusssteine wurden eingesetzt. Mancherorts gibt es Sitzstiegen, die von Schülern und Studenten schon fleißig genutzt werden. Mancherorts sonnen sich jetzt Anrainer am neuen Flussbett. „Das war vorher nicht so. Man konnte früher nicht zum Flussbett runter“, erinnert Bürgermeisterin Rinke.
Umweltschutz und Fischerei – wichtige Belange
Viel Wert wurde auf Umwelt-, Naturschutz und die Fischerei gelegt, auf einen naturnahen Hochwasserschutz. Durch verbaute Fischaufstiegstreppen wird der Fischbestand auch flussaufwärts gesichert. „Wir haben stets auch ökologische Aspekte wie wasser-, naturschutz- und fischereirechtliche Belange im Auge behalten“, erklärte dazu Krems‘ Baustadtrat Heinz Stummer.
„Wir wollen die Menschen und ihr Eigentum schützen“
„Wir nehmen viel Geld in die Hand, um den Hochwasserschutz zu bauen. Wir wollen die Menschen und ihr Eigentum damit schützen. Es ist sehr wichtig für uns, dass die Menschen hier sicher und gerne wohnen“, sagt Bürgermeisterin Rinke.
Der Hochwasserschutz stabilisiere, auch das sei von großer Bedeutung für die betroffenen Menschen, den Wert der Grundstücke und Häuser und der daran getätigten Investitionen, so Rinke. „Und die Menschen sollen auch die seelischen Qualen, die das Hochwasser brachte, nicht mehr erleben müssen“, betont sie mit viel Nachdruck.
Stadt, Land und Bund – gemeinsam wird bezahlt
Die Stadt Krems schultert, sagt Bürgermeisterin Rinke beim Interview mit magzin.at, einen Anteil von 12,5 Prozent der Gesamtkosten des Hochwasserschutzes Kremsfluss. Das Land NÖ unterstützt mit 40 Prozent und der Bund mit 47,5 Prozent der Gesamtkosten.
„Wir haben als Stadt Krems ein gutes Ergebnis der Kostenteilung verhandeln können“, sagt die Bürgermeisterin. „Es wurde gesehen, dass Krems bereits wegen des Donau-Hochwasserschutzes hohe Kosten zu tragen hat. Kosten, die die Stadtfinanzen von Krems bis heute noch belasten.“
Kremser Expertenfirmen haben Planung und Bauaufsicht
Stolz ist Bürgermeisterin Inge Rinke aber auch darauf, dass nach öffentlicher Ausschreibung Kremser Expertenfirmen für Wasser und Hochwasserschutz am Bauprojekt beteiligt sind: die ARGE Hydroingenieure und Retter & Partner, die Planung und Bauaufsicht übernahmen.
Notfallpläne und Katastrophenszenarien werden durchgespielt
Überhaupt hat Krems als Donaustadt mit Hochwasserschutz viel Erfahrung, so dass Krems als einzige österreichische Stadt ins Projekt „Danube Floodrisk“ (Donau-Hochwassergefahren) eingebunden wurde, das neun Donau-Anrainerstaaten gemeinsam betreiben. „Alleine 5.800 Menschen sind durch den Donau-Hochwasserschutz in Krems-Stein geschützt“, weist Rinke hin.
Auch alle möglichen Szenarien an Überschwemmungen werden hier durchdacht. Und Übungen im Zusammenspiel von Stadt, Bezirk, Land, Feuerwehren, Rettung, Bundesheer durchgespielt. „Wir können auf diese Pläne im Notfall jederzeit zurückgreifen. Das läuft minutiös. Und wird auch immer wieder geübt“, beschreibt Bürgermeisterin Inge Rinke den hohen Stellenwert des Hochwasserschutzes in Krems.
magzin.at bedankt sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Krems (FF Krems) für die zur Verfügung gestellten Fotos.
Foto 2 (von oben): © Stadt Krems
Fotogalerie: © siehe dort
Besichtigung Hochwasserschutz: © Stadt Krems
Foto Erholungsraum Kremsfluss: © Stadt Krems
Foto Bürgermeisterin Inge Rinke: © Stadt Krems