Großdemonstration gegen industrielle Agrarwirtschaft in Berlin

Demo Wir haben es satt - Foto BUND
Der Dioxin-Skandal verschärft in Deutschland die Kritik an der industriellen Agrarwirtschaft. "Wir haben es satt!" - lautete das Motto der bisher größten Demonstration für eine ökologische Landwirtschaft in Deutschland. (Foto: BUND)

Mehr als 20.000 Menschen demonstrierten vergangenen Samstag in Berlin für eine Abkehr von der „industriellen Landwirtschaft“. Es war die bisher größte derartige Veranstaltung in Deutschland. 120 Bauern- und Umweltverbände, Verbraucher- und Bürgerinitiativen hatten dazu unter dem Motto „Wir haben es satt!“ aufgerufen. Unter ihnen Bioland, Naturland, Demeter, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der BUND, NABU und der Deutsche Naturschutzring.

Gesunde Nahrungsmittel nur durch bäuerliche Landwirtschaft

Gefordert wurde eine grundlegende Reform der bundesdeutschen Agrarpolitik zugunsten gesunder Lebensmittel und einer schonenden bäuerlichen Landwirtschaft. „Tiergerechte Haltung und Fütterung mit einheimischem Getreide und Eiweißfutter ohne Gentechnik – das ist unsere Zukunft“, betonte Maria Heubuch, die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), bei der Abschlusskundgebung.

Der Dioxin-Skandal in Deutschland verdeutliche den Reformstau in der Landwirtschaftpolitik, sagte Hubert Weiger, der Vorsitzende des BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland, in seiner Rede. Die Gesellschaft wolle die Durchsetzung artgerechter Tierhaltung, die Abkehr von der Gentechnik und die „Umlenkung der Subventionen weg von der Agarindustrie hin zur bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft.“

Naturland kritisierte, dass die Umstellungsförderung auf Öko-Landbau in Deutschland sei 2004 um 11 Prozent gekürzt wurde. Vielfach gebe es in der Politik nur Lippenbekenntnisse zur nachhaltigen Landwirtschaft, real aber Kürzungen bei Umwelt- und Ökoprogrammen.

Nnimmo Bassey: EU-Agrarpolitik verheerend für Entwicklungsländer

Gastredner der Veranstaltung war Nnimmo Bassey aus Nigeria, Träger des Alternativen Nobelpreises 2010 und Vorsitzender der internationalen Umweltorganisation „Friends of Earth“. Er stellte fest, dass die europäische Agrarpolitik verherrende Folgen für die Entwicklungsländer in der Welt habe. Die Ernährungssicherheit weltweit erfordere eine Abkehr von den Praktiken der industriellen Agrarwirtschaft.

Appell von 300 Uniprofessoren gegen Massentierhaltung

Im Vorfeld der Demonstration hatten 300 bundesdeutsche Universitätsprofessoren einen Appell zur Abschaffung der Massentierhaltung unterzeichnet. Diese habe, begründeten sie, höchst bedenkliche Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Gesundheit; außerdem auf das soziale und wirtschaftliche Leben in den Entwicklungsländern. EU und deutsche Bundesregierung sollten daher ihre Agrarpolitik auf eine sozial-ökologische Landwirtschaft ausrichten.

weitere Informationen:
www.wir-haben-es-satt.de
www.bund.net
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)