Am heutigen Welternährungstag gab es Protest in Wien vor dem Haus des Europäischen Patentamts. Keine Patente auf Tiere und Pflanzen – „Kein Patent auf Leben!“ –, forderten NGOs und bäuerliche Organisationen. Unter ihnen Bio Austria, Arche Noah, Arche Austria, FIAN, Via Campesina, Attac und Global 2000.
Schon 900 Patente auf Tiere und 1800 auf Pflanzen in der EU
Seit 1999 habe das Europäische Patentamt rund 900 Patente auf Tiere und etwa 1800 auf Pflanzen erteilt, insgesamt 2700, und damit als Eigentum geschützt, kritisierten die NGOs und bäuerlichen Organisationen vor dem Patentamt. Und zwar nicht nur für gentechnisch manipulierte Organismen, sondern immer öfter auch für konventionelle Züchtungen.
Forderung: Generelles Bio-Patentverbot für EU und Österreich
Diese Entwicklung habe fatale Folgen für Welternährung, biologische Vielfalt, kleinere Bauern und Züchter und für die Konsumenten und müsse daher unterbunden werden, so die NGOs – durch ein generelles Verbot von Patentierungen auf Tiere und Pflanzen in Österreich und in der EU.
Marktkonzentration und zunehmende Abhängigkeit der Bauern
Betroffen sei der Saatgutsektor. Beate Koller, Geschäftsführerin der bekannten „Arche Noah“, die sich (mit Sitz in Langenlois, NÖ) der Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt verschrieben hat: „Patente sind der treibende Faktor hinter einer galoppierenden Marktkonzentration im Saatgutsektor. Nachhaltige Entwicklung wird ausgeschaltet, kleine und mittelständische Züchter werden verdrängt.“
Gravierende Folgen hätte dies auch für Bauern, die durch patentiertes Saatgut in Abhängigkeit und unter finanziellen Druck geraten: „Patente auf Leben bringen Bäuerinnen und Bauern immer mehr in Abhängigkeit von Saatgut- und Genetikkonzernen“, so Michael Kerschbaumer vom Forum kritischer TierhalterInnen. Mit der Folge, dass Preise steigen und diktiert würden und die Sorten- und Artenvielfalt schwindet.
Verheerende Folgen für Welternährung – Armut und Hunger werden vorangetrieben
Verheerend seien die Folgen der Patentierungen auch für die Welternährungssituation. Die dadurch fälligen Lizenzgebühren „sind eine beträchtliche finanzielle Belastung für Kleinbauern und -bäuerinnen, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern“, so Gertrude Klaffenböck von FIAN, der Menschrechtsorganisation für das Recht auf Ernährung.
Kleinbauern würden weltweit vielfach von der Nutzung ausgeschlossen oder würden zur ausschließlichen Nutzung verpflichtet und überschuldeten sich. „Armut und Hunger werden so vorangetrieben und das Menschenrecht auf Nahrung verletzt.“
Petition „Kein Patent auf Tiere auf Pflanzen“ ins Parlament eingebracht
Im österreichischen Parlament wurde inzwischen eine Petition „Kein Patent auf Tiere und Pflanzen“ eingebracht, die unterstützt werden kann. 2000 Unterschriften wurden bereits geleistet. Die Petition ist zu finden unter: www.parlament.gv.at
Am 16. Oktober erinnert jedes Jahr der Welternährungstag der UNO bzw. FAO an die vollkommen inakzeptable Welternährungssituation. Laut neuestem „Hungerbericht“ der FAO (der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO – „Food Agriculture Organisation“) sind derzeit weltweit rd. 870 Mio. Menschen chronisch unterernährt trotz höchsten Wohlstands der Industrieländer. 2,5 Mio. Kinder sterben jedes Jahr weltweit an Hunger.
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Foto: © Liam Zimmermann, Global 2000