Großunternehmen zahlen wenig Steuern – Der „AKNÖ-Unternehmensmonitor 2012“ für Niederösterreich liegt vor

Der neue AK-Unternehmensmonitor NÖ 2012 kommt zum Ergebnis: Die Großunternehmen zahlen auch in NÖ wenig Steuern auf Gewinne und trugen im Jahr 2011 wenig zur Standortsicherung durch neue Sachinvestitionen bei, während die Gewinnausschüttung an Aktionäre und Eigentümer erneut hoch gewesen ist.
Der AKNÖ-Unternehmensmonitor beleuchtet Niederösterreichs Großunternehmen
Der AKNÖ-Unternehmensmonitor beleuchtet Niederösterreichs Großunternehmen

Die AKNÖ hat ihren „Unternehmensmonitor 2012“ vorgelegt. Das Ergebnis ihrer Analysen: Die Großunternehmen Niederösterreichs zahlen wenig Steuern und trugen 2011 wenig zur Standortsicherung durch neue Sachinvestitionen bei, während die Gewinnausschüttung an Aktionäre und Eigentümer erneut hoch gewesen ist.

Effektive Besteuerung auf Gewinn nur 18,7 Prozent

Die effektive Gewinnbesteuerung der Großunternehmen in Nieder-österreich, so der Unternehmensmonitor, lag im Jahr 2011 im Durchschnitt bei nur 18,7 Prozent – also deutlich unter den ohnehin nur 25 Prozent des nominellen Körperschaftssteuersatzes. Analysiert wurden die Jahresabschlüsse von 150 Unternehmen (Kapitalgesellschaften) mit Sitz in NÖ und Bilanzveröffentlichungs-pflicht, die ihre Jahresabschlüsse 2011 zum Zeitpunkt schon publiziert hatten.

Die Großunternehmen, kritisiert die AKNÖ daher, tragen nur wenig und zu wenig zur Steuerfinanzierung der öffentlichen Aufgaben des Staates bei. Es bestehe damit eine Steuerungerechtigkeit, die beseitigt werden müsse. „Die Finanzierung unseres gut funktionierenden Sozialstaates darf nicht nur den ArbeitnehmerInnen umgehängt werden“, macht AKNÖ-Präsident Hermann Haneder die Folgen deutlich.

Eigenkapitalrentabilität über Bundesdurchschnitt

Die Ertragslage der Großunternehmen Niederösterreichs ist dennoch gut, so der AKNÖ-Monitor. Zwar erzielten diese im Jahr 2011 Gewinne nur unter dem Bundesdurchschnitt (EBIT-Quote: 3,3 % NÖ zu 4,5 % Österreich). Andererseits übertrafen sie mit einer Eigenkapitalrentabilität von 14 Prozent klar den Bundesdurchschnitt von 12,9 Prozent (Quelle OeNB).

Demnach hat sich das eingesetzte Eigenkapital (von Eigentümern und Aktionären) mit 14 Prozent Eigenkapitalrentabilität in Niederösterreichs Großunternehmen sehr gut verzinst. Im Vorkrisenjahr 2007 hatte diese in NÖ sogar bei 17,8 Prozent gelegen. Also weit über dem Zinsertrag jedes Sparbuchs und festverzinslicher Wertpapiere.

Gewinnausschüttung zu Lohnsumme im Verhältnis 1 : 3

Eine interessante Kennzahl liefert der AKNÖ-Unternehmensmonitor mit der „Ausschüttungstangente“. Sie zeigt die reale Gewinnausschüttung der Großunternehmen (an Aktionäre und Muttergesellschaften) im Verhältnis zur Lohn- und Gehaltssumme aller Beschäftigten eines Unternehmens.

Diese „Ausschüttungstangente“ lag 2011 in Niederösterreichs Großunternehmen bei beachtlichen 36,6 Prozent. Das heißt, die Gewinnausschüttung betrug im Schnitt mehr als ein Drittel der Löhne und Gehälter aller Mitarbeiter in Summe.

Im Bundesdurchschnitt war die „Gewinnausschüttungstangente“ 2011 in Österreich mit 45 Prozent allerdings noch höher, vor allem aufgrund der börsennotierten Großunternehmen in Wien. Aber auch in NÖ hatte dieser Wert im Vorkrisenjahr 2007 satte 44,4 Prozent erreicht.

Aufgrund des Verhältnisses 1 : 3 von Gewinnausschüttung zu Lohnsumme kritisiert daher die AKNÖ eine „mangelnde innerbetriebliche Verteilungspolitik“. Zumal auch der Personalaufwand im Verhältnis zur Wertschöpfung pro Arbeitnehmer im Jahr 2011 erneut gesunken ist auf 66,1 Prozent. Das heißt, es gab eine Produktivitätssteigerung.

„Bei der betrieblichen Verteilungspolitik ist leider festzustellen“, so die AKNÖ, „dass die EigentümerInnen und AktionärInnen zunehmend bevorzugt werden.“ AKNÖ-Präsident Hermann Haneder fordert stattdessen einen „fairen Anteil am Unternehmenserfolg für ArbeitnehmerInnen“.

Geringe Sachinvestitionsquote – wenig Standortsicherung

Ein weiterer Kritikpunkt anhand der Ergebnisse des Unternehmens-monitors ist die Investitionspolitik. Niederösterreichs Großunternehmen bevorzugten 2011 in starkem Maß Finanzinvestitionen, so die AKNÖ, und vernachlässigten zu sehr Sachinvestitionen, die als Neuanschaffung von Anlagegütern der Standortsicherung Niederösterreichs zugute kämen.

Besonders auffällig ist dies im Bundesvergleich. Betrug das Verhältnis Sach- zu Finanzinvestitionen 2011 der Großunternehmen in NÖ 129,8 Prozent, so lag dieser Wert in Österreich im Schnitt bei 204,3 Prozent. Das heißt, die Großunternehmen im übrigen Österreich haben erheblich mehr in Sachanlagen investiert als in Niederösterreich.

„Während die Unternehmen außerhalb Niederösterreichs offenbar aus der Finanzkrise gelernt und sich mehr auf Sachinvestitionen konzentriert haben (2011: 204,3 Prozent), liegt der Anteil der Sachinvestitionen gemessen an den Finanzinvestitionen in Niederösterreich für 2011 bei beschämenden 129,8 Prozent“, kritisiert daher die AKNÖ.

Stabile Finanzlage – gute Liquidität und Eigenkapitalquote

Als erfreulich bezeichnet hingegen auch die AKNÖ die stabile Finanzlage der Großunternehmen Niederösterreichs. Mehr als zwei Drittel von ihnen, so der AKNÖ-Monitor, verfügten 2011 über einen Liquiditätsgrad von über 100 Prozent (liquide Mittel im Verhältnis zu kurzfristigen Verbindlichkeiten).

Ihre Eigenkapitalquote (Anteil Eigenkapital am Gesamtvermögen) lag 2011 bei guten 43,3 Prozent (Meridian) und damit sogar über dem Bundesdurchschnitt von 43,1 Prozent. Aber immerhin bei einem Viertel der Großunternehmen Niederösterreichs, so der Monitor einschränkend, betrug die Eigenkapitalquote 2011 weniger als 22,7 Prozent.

Dies lasse aber nicht unbedingt auf Ertragsschwäche schließen, so der AKNÖ-Monitor, sondern auf Konzernstrukturen, „in denen finanzielle Mittel eher als Konzernverbindlichkeit an die Töchterunternehmen weitergegeben werden anstatt als Eigenkapital“.

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weitere Infos und der AKNÖ-Unternehmensmonitor zum Download unter:
www.noe.arbeiterkammer.at

Foto: © peshkova – Fotolia.com
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