Seit 2011 ist Niederösterreich das zweitstärkste Exportbundesland Österreichs. Die Ausfuhren an Waren niederösterreichischer Unternehmen betrugen 18,6 Mrd. Euro im Jahr 2011 und 19,5 Mrd. Euro im Jahr 2012. Trotz schwacher Konjunktur in Europa konnte NÖ im Vorjahr seine Exporte erneut kräftig steigern um +4,9 Prozent. Nur die Steiermark schaffte 2012 im Bundesländervergleich einen höheren Exportzuwachs als NÖ.
Exporte sind Job- und Konjunkurmotor für Niederösterreich
Seit Jahren wird Niederösterreichs Exportwirtschaft bei Aktivitäten auf ausländischen Märkten unterstützt. Entsprechend stellten ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes NÖ, die Wirtschaftskammer NÖ (WKNÖ) und die Industriellenvereinigung NÖ (IV NÖ) ihre neuesten Aktivitäten und Ziele vor – bei einer Pressekonferenz in Wien vor zwei Wochen.
Die Exportwirtschaft sei für NÖ ein Konjunktur- und Jobmotor, betonte dabei NÖ-Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav. Rund 156.000 Arbeitsplätze würden in NÖ durch Exporte gesichert. Daher wolle man neue Exportmärkte erschließen und Unternehmen dabei unterstützen. Das sei das Ziel der „NÖ-Exportoffensive 2010+“, die von Land NÖ, ecoplus, WKNÖ und IV NÖ gemeinsam getragen wird. Seitens ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes NÖ, wird diese insbesondere von „ecoplus International“ unter Leitung von Gabriele Forgues umgesetzt.
Niederösterreichs „Exportoffensive 2010+“: Russland, Türkei, VAE
Russland, die Türkei und nun auch die Vereinigten Arabischen Emirate (mit Abu Dhabi und Dubai) sind die Länder, deren Märkte für Niederösterreichs Wirtschaft nun gezielt erschlossen werden sollen – im Rahmen der „NÖ-Exportoffensive“. Bereits 2010 wurde mit Russland begonnen. Vorausgegangen war eine Erhebung bei Niederösterreichs Exportunternehmen, welche Länder außerhalb der EU besonders interessante, strategisch wichtige Zukunftsmärkte sind.
Plus 30 Prozent bei Exporten nach Russland
Die erste Wahl fiel auf Russland aus zweierlei Gründen, erklärte Petra Bohuslav. Russland sei ein großer Absatzmarkt mit 142 Mio. Einwohnern. Und für Güter und Dienstleistungen wichtiger Branchen der NÖ-Wirtschaft bestehe dort eine große Nachfrage, so vor allem für den Anlagen- und Maschinenbau, bei Bau und Infrastruktur sowie in der Umwelttechnik und Kommunalwirtschaft.
Bereits 2011 fand daher eine NÖ-Wirtschaftsdelegationsreise mit Landesrätin Petra Bohuslav nach Russland statt, an der 19 Unternehmen aus NÖ teilnahmen. Seit Beginn der „NÖ-Exportoffensive“ konnten die Exporte nach Russland bereits deutlich gesteigert werden – von 260 Mio. Euro im Jahr 2010 auf 339 Mio. Euro im Vorjahr. Das sind +30 Prozent. Ziel sei es, so Bohuslav, die Ausfuhren nach Russland in den kommenden Jahren auf 520 Mio. Euro anzukurbeln.
Türkei als Zukunftsmarkt mit 8,5 Prozent Wirtschaftswachstum
Angelaufen ist die „NÖ-Exportoffensive 2010+“ auch bereits für und in der Türkei, das von den NÖ-Exportunternehmen als weiterer großer Zukunftsmarkt identifiziert wurde. „Denn die Türkei ist ebenfalls ein großer, höchst dynamischer Wirtschaftsmarkt, der räumlich-geografisch nahe liegt. Das Wirtschaftswachstum beträgt dort 8,5 Prozent“, erklärte Petra Bohuslav.
Aufgrund der Struktur der Wirtschaft in der Türkei bestünden für NÖ gute Exportchancen in den Branchen Automobil, Textil, Eisen- und Stahl, Tourismus, Bau, Bergbau, Energie und Landwirtschaft. „Das passt sehr gut zu unserer Wirtschaft in Niederösterreich“, so Bohuslav. Man wolle daher in den nächsten Jahren im Zuge der „NÖ-Exportoffensive“ die NÖ-Exporte in die Türkei von zuletzt 192 Mio. Euro auf 368 Mio. Euro steigern.
Neuer Zielmarkt: Vereinigte Arabische Emirate (VAE)
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) werden nun das dritte Land, in dem nun die NÖ-Exportoffensive zugunsten niederösterreichischer Unternehmen ansetzen wird. So Landesrätin Bohuslav. Hauptgrund für diese Entscheidung seien, so die Landesrätin, die Wirtschaftsdynamik und die Wiederaufnahme des Ausbaus von Infrastruktur und Industrie und eine beträchtliche Bautätigkeit in den VAE.
Außerdem, ergänzte Johann Marihart, der Präsident der IV NÖ, spreche die „durchaus hohe Kaufkraft und Konsumbereitschaft“ in den VAE sowie die „Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten für ein Engagement in dieser Region“. Die VAE wurden zudem bei den Befragungen von NÖ-Unternehmen im Zuge der „NÖ-Exportoffensive“ als besonders wichtiger neuer Zukunftsmarkt für NÖ eingereiht. Ende November dieses Jahres wird daher, so Landesrätin Bohuslav, eine NÖ-Wirtschaftsdelegationsreise in die VAE stattfinden, um Kontakte zu knüpfen und zu intensivieren.
EU-Markt ist der Haupt-Exportmarkt für NÖ
Von größter Bedeutung sind für die Exportwirtschaft Niederösterreichs freilich weiterhin die EU-Märkte. Rund 75 Prozent aller NÖ-Exporte gingen 2011 in Länder der Europäischen Union, die noch vor den USA und derzeit noch weit vor China den stärksten Wirtschaftsraum der Welt bildet. „Selbstverständlich sind unsere Hauptmärkte die der Europäischen Union“, betonte daher Johann Marihart. „Die Europäer sind technologisch immer noch am weitesten fortgeschritten.“
Fast 60 Prozent der NÖ-Exporte in acht EU-Länder
Unter den wichtigsten zehn Exportmärkten Niederösterreichs waren daher auch im Jahr 2012 wieder acht EU-Länder. Allen voran klarerweise Deutschland (rd. 30 % der NÖ-Exporte), – gefolgt von Tschechien, Italien und Ungarn (Plätze 2–4 der NÖ-Top-Exportmärkte) sowie Frankreich und Polen (Plätze 6–7) und Slowakei und Slowenien (Plätze 9–10). Insgesamt fast 59 Prozent aller NÖ-Exporte gingen allein in diese acht EU-Länder.
Abgesehen von diesen acht EU-Ländern gehörten 2012 aber auch wiederum die USA (Rang 5) und die Schweiz (Rang 8 ) zu Niederösterreichs zehn wichtigsten Exportmärkten (betrachtet nach einzelnen Staaten). Wobei 2012 zum Beispiel der Zuwachs der Exporte in die USA mit +27,3 Prozent außerordentlich hoch war.
EU-Osterweiterung für NÖ von großem Nutzen
„Niederösterreich hat von der EU-Erweiterung sehr profitiert“, sagte IV-NÖ-Präsident Johann Marihart im weiteren Verlauf der Pressekonferenz. Denn fünf der zehn wichtigsten Exportmärkte Niederösterreichs seien osteuropäische Staaten, die 2004 der EU beigetreten sind: Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien. Insgesamt gingen 20,7 Prozent der NÖ-Exporte im Vorjahr allein in diese fünf Länder (reine Warenexporte ohne Dienstleistungen).
„Gerade Niederösterreich hat von der EU-Erweiterung stark profitiert“, betonte auch WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl. Insgesamt betrugen 2012 die NÖ-Exporte in alle ost- und südosteuropäischen Staaten der EU, die 2004 und 2007 beigetreten waren, fast ein Viertel aller NÖ-Exporte, nämlich 24,26 Prozent. Das waren Warenausfuhren im Werte von 4,7 Mrd. Euro. Umgerechnet wurden alleine dadurch im Vorjahr rd. 38.000 Arbeitsplätze in NÖ gesichert.
„Die Stärke unserer Exportunternehmen liegt in den EU-Märkten“, resümierte Sonja Zwazl. „Es ist dennoch wichtig, neue Exportmärkte zu erschließen.“ Mit 115 Außenhandelsstellen weltweit unterstütze die WKÖ diese Bemühungen seit vielen Jahren erfolgreich. Die WKNÖ habe zudem eine eigene Exportberaterin, die Unternehmen im Rahmen der Internationalisierungsoffensive „go international“ des Wirtschaftsministeriums und der WKÖ berät.
Marihart: Export stabilisiert NÖ-Wirtschaft gegen Krisen
Die Zahlen der NÖ-Exporte sind auch in Hinsicht auf die NÖ-
Sehr aufschlussreich waren auch die weiteren Äußerungen von IV-NÖ-Präsident Johann Marihart bei der Pressekonferenz. „Insbesondere der hohe Exportanteil der Industrie“, sagte er, sei ein „wesentlicher Stabilisierungsfaktor der Wirtschaft.“ Man könne Krisen nicht vermeiden, aber Krisen schneller überwinden, wenn eine starke Exportorientierung der Wirtschaft bestehe. „Das haben wir in Österreich und NÖ eindrucksvoll vor Augen führen können.“ Bereits 2011 habe Österreichs Wirtschaft das Vorkrisenniveau des Jahres 2008 so wieder übertreffen können.
„Export muss erarbeitet werden“ – Exportoffensiven und Image für neue Märkte wichtig
Eine starke Exportwirtschaft entfalte auch eine höhere Dynamik nach Innen. So etwa habe eine „exportorientierte Wirtschaft eine mehr als doppelt so hohe Investitionstätigkeit als eine nicht-exportorientierte“, so IV-NÖ-Präsident Marihart. „Es ist insgesamt daher ganz wichtig, dass wir eine starke, international ausgerichtete Industrie haben.“
Aber auch: „Der Export passiert nicht von selber“, betonte Marihart, „sondern Export muss erarbeitet werden.“ In diesem Sinne seien begleitende und unterstützende Maßnahmen wie die der „NÖ-Exportoffensive 2010+“ oder „go international“ von großer Bedeutung und Wichtigkeit. Denn es gehe u.a. sehr stark auch um Imagefragen, um die positive Akzeptanz des Standorts Österreich und Niederösterreich in den Zielländern, um auf neuen Exportmärkten reüssieren zu können.
Der Artikel steht in Kürze auch als MAGZIN-epaper im kostenfreien Download zur Verfügung.
weitere Infos zur NÖ-Exportoffensive 2010+ und zur NÖ-Exportwirtschaft unter:
www.ecoplus.at
www.iv-niederoesterrreich.at
www.wko.at