Suchen nach dem „größeren Wunder“
Einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren der jüngeren Generation, Thomas Glavinic, hat neuerlich ein „großes“ Werk abgeliefert. In „Das größere Wunder“, so der Titel des 2013 bei Hanser erschienenen Romans, heißt die Hauptfigur bei Glavinic einmal mehr „Jonas“.
Eine Expedition zum Mount Everest
Zwei Erzählstränge erzeugen eine faszinierende Spannung, die einen das über 520 Seiten dicke Buch nur ungern aus der Hand legen lässt. Zum einen ist Jonas Teil einer Expedition, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Gipfel des Mount Everest zu besteigen. Die bunt zusammen gewürfelte Truppe und die Spannungen innerhalb und gegenüber anderen Expeditionsgruppen, die dasselbe Ziel auserkoren haben, läßt ständig Bedrohung und Beklemmnis verspüren, so wie wir es schon von Glavinic’s erstem großen Wurf „Der Kameramörder“ kennen. Dass es am höchsten Berg der Welt zur Katastrophe kommen muss, scheint unausweichlich.
„Man kann ‚Das größere Wunder‘ als hyperbolisches Gegenwartsporträt lesen. Als das Porträt des erlebnisorientierten Größenwahns unserer Zeit, die den Individualextremismus als Parole ausgegeben hat.“ — David Hugendick in „Die Zeit“
Im zweiten Erzählstrang erfährt man über Jonas’ Kindheit und Jugend. Gemeinsam mit seinem geistig zurückgebliebenen Zwillingsbruder Mike und seinem besten Freund Werner wächst Jonas bei dessen Großvater Picco auf, der durch dubiose Machenschaften größeren Reichtum angehäuft hat. Die Idylle der (fast) unbeschwerten Jugend ohne Rücksicht auf Verluste endet abrupt, Jonas steht exakt zu seinem achtzehnten Geburtstag allein, aber mit mehr Geld da, als er je auszugeben vermag.
In Hast um den Globus
Ruhelos rast er durch die Welt – Rom, Oslo, Tokio, um nur ein paar seiner längeren Verweilstätten zu nennen, ständig auf der Suche nach dem „größeren Wunder“. In der erfolgreichen Sängerin Marie scheint die Suche ein Ende gefunden zu haben, doch auch dieses Idyll ist nicht von Dauer.
Der Protagonist Jonas stellt in diesem Roman viele Fragen, auf einige bekommt er Antworten: „Wichtig ist im Leben eigentlich nur, dass man offen bleibt und dass man den Mut hat, ein neues Leben zu führen, eines, das noch niemand zuvor geführt hat.“
magzin.at
magzin-literaturtipp:
Thomas Glavinic. Das größere Wunder. Hanser Verlag. 2013
Thomas Glavinic liest am Samstag, den 12. April 2014, im Rahmen von „Literatur & Wein“ auf Stift Göttweig.
weitere Infos unter:
www.literaturundwein.at
Buchcover: Th. Glavinic: Das größere Wunder © Hanser Verlag