Schallaburg: ‚Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg‘ – Große Ausstellung zum Ersten Weltkrieg 1914-1918

Schallaburg: Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918. Ausstellung vom 29.3. - 9.11.2014
Schallaburg: Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918. Ausstellung vom 29.3. - 9.11.2014
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„Jubel & Elend“. Jahresausstellung der Schallaburg zum Ersten Weltkrieg 1914-1918

Vom 29. März bis 9. November zeigt das Renaissanceschloss Schallaburg bei Melk an der Donau seine große diesjährige Jahresausstellung: „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918“. Mit 1000 Leihexponaten wird versucht, den Ersten Weltkrieg kritisch und anschaulich zu rekonstrieren – aus Sicht der betroffenen Menschen.

Vor 100 Jahren kam es zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, nachdem die Habsburger-Monarchie Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 dem Königreich Serbien den Krieg erklärt hatte. Geschätzte 17 Mio. Menschen fanden in diesem ersten hochindustrialisierten Massenkrieg den Tod, in den 40 Staaten weltweit militärisch involviert waren und mehrere Millionen Menschen unter Waffen standen.

Auf allen Seiten in Europa mit größtem Patriotismus, Jubel und naivster Zuversicht und Siegesgewissheit begonnen, führte der Erste Weltkrieg in tiefstes menschliches Elend. Er wurde zu einem grausamen Stellungs- und Zermürbungskrieg, der mehr als vier Jahre lang einen unglaublichen Blutzoll kostete. Am Ende stürzten – aufgrund dieses sinnlosen Krieges – die österreichische, die deutsche und die russische Monarchie.

Erster Weltkrieg – „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“?

Der fürchterliche Weltkrieg 1914-1918 hinterließ ein Europa voller Spannungen, nationaler und sozialer Konflikte, voller Haß, Verbitterung und Enttäuschungen, was in Deutschland 1933 zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, 1938 zum Anschluss Österreichs und dann zum Zweiten Weltkrieg führte, den die Nazis ab 1939 in Europa entfachten.

Insofern kann man den Ersten Weltkrieg als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ sehen, wie das, George F. Kennan zitierend, die Schallaburg tut. Jedoch ist heute auch in Österreich fast jedem klar: Weder der Zweite Weltkrieg noch die NS-Diktatur waren zwangsläufig und unvermeidlich die Folge des Ersten Weltkriegs.

Habsburg und Hohenzollern: die Verhinderer der Demokratie

Es war auch nicht, wie so gerne betont wird, die Welt­wirtschafts­krise 1929, sondern vor allem anderen war es das Fehlen einer echten Tradition parlamentarischer Demokratie in Deutschland und Österreich, was dem National­­sozia­lismus den Weg bereitete.

Dass dieses Demokratie­bewusstsein bei den Bürgern und (nicht minder) den Bürgerinnen Österreichs und Deutschlands fehlte, war aber die Schuld der Monarchien und des Adels, geführt von Habsburg und Hohenzollern, die bis 1918 in Deutschland und Öster­reich weitgehend autokratisch (privilegiert, die Bürger bevor­mundend und vom Mit­ent­scheiden ausschließend) regierten und die Demo­kratie­ent­wicklung in Österreich und Deutschland nach Kräften blockierten.

Westliche Demokratisierung nach 1945: die richtige Antwort Österreichs und Deutschlands auf den Ersten Weltkrieg

Man darf also gespannt sein, ob die Ausstellung auf der Schallaburg diese wesentliche Dimension des Ersten Weltkriegs aus Sicht Österreichs denn wirklich reflektiert: die fehlende Demo­kratie­geschichte in der Habs­burger Monarchie. Denn was vor 1914 und bis 1945 in Österreich und Deutschland viel zu wenig in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert war, war die Einsicht, dass die parlamentarische Mehrparteien-Demokratie nach westlichem Vorbild (der USA, Englands und Frankreichs) auch für Österreich und Deutschland das beste, solideste Staatsfundament bildet.

Dass dies so ist, hat die wirklich groß­artige Demo­kratie­geschichte beider Länder nach 1945, der Bundesrepublik und Österreichs, klar bewiesen. Die „westliche“ parlamentarische Demokratisierung der Bundesrepublik und Österreichs nach 1945 (bzw. ab 1949 und 1955; und nicht zu verwechseln mit der Block-Neutralität Österreichs) war also in diesem Sinne die eigentliche, richtige Antwort auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Wären die sog. gesell­schaft­lichen „Eliten“ nicht so verbohrt gewesen, wäre dieser Weg für Österreich und Deutschland zweifellos schon dauerhaft ab 1918 gangbar gewesen.

von Andreas Wagner, Herausgeber magzin.at

„Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg“ – Was die Ausstellung zeigt

Die Ausstellung „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg“, die die Schallaburg am 29. März eröffnet und bis 9. November zu sehen ist, zeigt an die 1000 Exponate internationaler und österreichischer Leihgeber. Sie ist damit die größte bisherige Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Österreich.

Beleuchtet werden persönliche Schicksale, das Kriegserleben an der Front und die Auswirkungen des Kriegs auf  das Alltags-, Familien- und Berufsleben in Stadt und Land sowie die Kriegsereignisse selbst und die großen politischen, geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge.

Mit wichtigen Teilaspekten rundet die Ausstellung das historische Gesamtbild: Protest und Widerspruch zum Krieg, staatliche Zwangsgewalt im Inneren, Kriegsgefangenschaft, Greuel und Massenhinrichtungen sowie Kriegspropaganda und die Rolle der Propagandamaschinerie von Staat, Militär, Kirche und Medien. Dargestellt wird auch der innere wirtschaftliche Zusammenbruch, der der militärischen Kriegsniederlage Österreichs und Deutschlands an der Front vorausging.

Kooperationspartner der Schallaburg für die Ausstellung „Jubel & Elend“ sind das Heeresgeschichtliche Museum in Wien und das Schloss Artstetten. NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll präsentierte Anfang März die bevorstehende Ausstellung persönlich. Er sehe die Ausstellung als „Beitrag zum europäischen Friedensprojekt“, das sich in der EU manifestiere, betonte er.

Umfangreiches Rahmenprogramm:
„Konfliktlabor“ und Theaterstück über Bertha von Suttner

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt die Ausstellung. Bereits ab dem Eröffnungswochenende steht Ausstellungsbesuchern das interaktive „Konfliktlabor“ offen, das über Mechanismen von Konflikten und Kriegen aufklärt.

Ein Theaterstück über die berühmte, 1914 in Wien verstorbene österreichische Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner wird aufgeführt: „Feuerseele – Sie kämpfte für den Frieden“, mit Maxi Blaha in der Hauptrolle, inszeniert von Regisseur Alexander Hauer, dem Intendaten der Sommerspiele Melk.

Des Weiteren wird der Schweizer Historiker Daniel Marc Segesser, Universität Bern, am Eröffnungswochende Vorträge zum Ersten Weltkrieg halten und mit dem Publikum diskutieren.

magzin.at

Renaissanceschloss Schallaburg – Jahresausstellung 2014
„Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918
Datum: 29. März bis 9. Nov. 2014

Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 bis 17 Uhr
Sa, Sonn- und Feiertag 9 bis 18 Uhr
Ort: Renaissanceschloss Schallaburg
3382 Schallaburg 1 (bei Melk an der Donau)

weitere Infos unter:
www.schallaburg.at

Bild oben – Ausstellungsplaket: zVg – © Schallaburg GmbH
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