Photovoltaik in Österreich vollzieht „dramatischen Aufholprozess“. Österreich bei Sonnenstrom nicht Vorreiter, sondern Spätstarter

Österreich ist nicht Vorreiter, sondern Spätstarter bei der Photovoltaik (Grafik: Photovoltaic Austria)
Österreich ist nicht Vorreiter, sondern Spätstarter beim Solarstrom (Grafik: Photovoltaic Austria)
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Österreich nur Spätstarter, nicht Vorreiter bei Photovoltaik

Österreich hat im Vorjahr ein absolutes Rekordjahr beim Ausbau der Photovoltaik hingelegt. Aber Österreich ist nicht Vorreiter beim Solarstrom, sondern ein Nachzügler und Spätstarter.  Nun läuft ein „dramatischer Aufholprozess“, so Hannes Kronberger. In NÖ führen Wald- und Mostviertel bei der Photovoltaik. Pro Kopf hat das Waldviertel drei Mal mehr als das Industrieviertel.

Österreichs Sonnenstrom hat im Vorjahr 2013 laut Verband Photovoltaic Austria einen Riesensprung gemacht. Das ist die gute Nachricht. Nach neuesten Angaben des Verbands stieg 2013 die installierte Leistung der Photovoltaik in Österreich auf einen Schlag um unglaubliche 72,5 Prozent (!) gegenüber dem Gesamtstand des Jahrs 2012 – von 363 MW-Peak auf 626 MWp.

Österreich ist voller Spätstarter beim Sonnenstrom

Die schlechte Nachricht: Österreich war gar nicht Musterland des Sonnenstroms, wie Politik und Medien so oft suggerieren, sondern ein echter Nachzügler. Vor vier Jahren noch stand Österreich bei der Photovoltaik im internationalen Vergleich weit zurück, obschon viele sagten und glaubten, wir wären Weltmeister.

Das hat Hannes Kronberger, der Präsident des Verbands Photovoltaic Austria, vor zwei Wochen deutlich ausgesprochen: „„Die Österreicher sind international nach einem Spätstart in einem dramatischen Aufholprozess.“ Besonders zu beachten sind in dieser Äußerung die Worte „Spätstart“ und „Aufholprozess“.

Zumindest stellt sich das in den jetzt vorgelegten Zahlen so dar: Mit dem vergangenen, absoluten Rekordjahr für die Photovoltaik hat Österreich Ende 2013 eine Solarstrom-Nennleistung (installierte Kapazität) von insgesamt 626 Megawattpeak erreicht. Ende 2012 waren es 363 MW-Peak. Aber Ende 2010 nur erst ganze 95,5 MW-Peak!

Deutschlands Solarstrom-Kapazität lag 151 Mal höher

Das heißt: Anfang 2011 lag die Photovoltaik in Österreich gerade erst einmal bei 15 Prozent des heutigen Niveaus (Ende 2013). 85 Prozent unserer jetzigen Solarstrom-Kapazitäten sind erst in den letzten drei Jahren – 2011, 2012 und 2013 – errichtet worden. Und 70 Prozent davon erst in den letzten zwei Jahren.

Auch internationale Vergleichszahlen, auf die in Österreich leider so gerne verzichtet wird, machen die Entwicklung deutlich. Wir nehmen Deutschland. Die Bundesrepublik, unser Nachbarland, hatte bis Ende 2013 insgesamt 57 Mal mehr Photovoltaik-Leistung als Österreich (35,7 GWp = 35.700 MWp) auf ihren Dächern und Wiesen erbaut und errichtet.

Aber Ende 2010 standen in Deutschland bereits Photovoltaik-Anlagen mit 17.300 MWp (17,3 GWp) Leistung. Das heißt: 181 Mal mehr als damals in Österreich. (Zahlen lt. dt. Bundesverband Solarwirtschaft).

Kronberger hat also Recht. Österreich vollzieht erst seit drei Jahren eine echte Wende zum Solarstrom und „einen dramatischen Aufholprozess“. Ganz offensichtlich gab es in Österreich einen ganz erheblichen Spätstart!

Photovoltaik in Niederösterreich. Karte der Energie- und Umweltagentur NÖ (eNu)
Photovoltaik in Niederösterreich. Karte der Energie- und Umweltagentur NÖ (eNu) - Kräftige Farben kennzeichnen höhere Pro-Kopf-Dichte.

 

Die Weltverbesserer leben in NÖ auf dem Land – im Wald- und Mostviertel

Eine interessante Meldung zur Photovoltaik kam dieser Tage auch aus Niederösterreich. NÖ-Um­welt­landes­rat Stephan Pernkopf ver­öffent­lichte eine Photovoltaik-Karte für Niederösterreich.

Höchst interessant daran: Im Westen Niederösterreichs sind Sonnenstrom bzw. Photovoltaik viel beliebter und stärker verankert als im Osten Niederösterreichs. Die bestehende Photovoltaik-Leistung pro Kopf ist z.B. im Waldviertel zur Zeit drei Mal höher und größer als im Industrieviertel. Es besteht ein deutliches West-Ost-Gefälle.

„Die Unterschiede sind umso verwunderlicher“, sagt ganz zu Recht Herbert Greisberger, der Geschäftsführer der Energie- und Um­welt­agentur Niederösterreich (eNu), „wenn man bedenkt, dass die Kaufkraft in Wien-Umgebung wesentlich höher ist als im Westen des Landes.“

Geld spielt also nicht die entscheidende Rolle. Vielmehr zeigt sich in Sachen Photovoltaik, dass die Waldviertler und Mostviertler ein stärkeres Umweltbewusstsein haben. Und danach auch handeln. Und dass sie den Klimaschutz Ernst nehmen und technischen Neuerungen, die zukunftsweisend sind, aufgeschlossener gegenüberstehen als unsere Mitbürger in Ost-Niederösterreich.

Deutet sich da eine Umkehrung der Rollen an? Wo bleibt die urbane Innovationskraft des Südostens Niederösterreichs, die doch sonst so überzeugend ist? In Sachen Zukunftstechnologie Photovoltaik liegt sie in NÖ derzeit jedenfalls in den ländlicheren Regionen, im Nordwesten und Westen. Das Zeichen einer neuen Zeit?

magzin.at

Grafik Österreich Ausbau: © Photovoltaic Austria
Grafik Niederösterreich: eNu / Land NÖ
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