UNHCR: Viele Österreicher haben große Vorurteile beim Thema Asyl

Fluechtlinge-UNHCR
Gerettete Flüchtlinge vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa (©UNHCR/F.Noy)

Unwissen und erhebliche Vorurteile haben Österreicher beim Thema Asyl. Das belegt eine gestern veröffentlichte Umfrage des Forschungsinstituts Karmasin, durchgeführt im Auftrag des UN-Flüchtlingshoch-kommissariats UNHCR. Demnach kennen rund drei Viertel der befragten Österreicher nicht einmal den Unterschied zwischen Asylsuchenden, Flüchtlingen und Immigranten.

Anspruch auf Sozialhilfe und Arbeit?

Fast 47 Prozent glauben, dass Asylsuchende Anspruch auf Sozialhilfe hätten. Fälschlicherweise. Und 33 Prozent meinen, dass Asylsuchende Jobs annehmen und hier arbeiten dürften. Auch das ein Irrtum. Gravierende Fehleinschätzungen gibt es auch beim finanziellen Aufwand für Asylsuchende. Pro Tag und Person erhalten Hilfsorganisationen 17 Euro. Viele befragte Österreicher glauben aber zu wissen, diese Beträge wären viel höher.

Wer persönliche Erfahrungen hat, hat weniger Vorurteile

Österreicher mit konkreten Kontakten zu Asylsuchenden haben ein viel positiveres Bild von diesen als Österreicher ohne konkrete Kontakte. Dieses Ergebnis der Karmasin-Studie bestätigen auch vergleichbare Studien in Deutschland.

Genau dies aber, folgert Christoph Pinter, der Rechtsreferent des UNHCR-Büros in Wien, „belegt ganz deutlich, dass das negative Image hauptsächlich auf Vorurteilen beruht, die nicht durch reale Lebenserfahrungen, sondern durch externe Beeinflussung entstanden sind“. Es sei daher notwendig, auch in Österreich in der Öffentlichkeit endlich rational und sachlich mit dem Thema Asyl umzugehen.

Ältere sind mehr voreingenommen, Jüngere und Gebildetere weniger

Besonders Österreicher über 50 haben starke Vorurteile, zeigt die Karmasin-Studie. Jüngere und Gebildetere hingegen weniger. Gewisse negative Einstellungen sind aber generell in einem erschreckend hohen Ausmaß verbreitet: Fast 70 Prozent aller Befragten glauben, dass die Asylsuchenden das österreichische Sozialsystem belasteten. Und fast 60 Prozent denken, dass Asylsuchende gewaltbereiter und krimineller wären. Das alles aber hat mit Fakten nichts zu tun.

UNHCR ruft zur Versachlichung auf und startet Infokampagne

Das UNHCR beginnt nun eine Informationskampagne, die über mehrere Monate laufen soll. „Wir laden alle ein, uns bei der Versachlichung des öffentlichen Diskurses zu unterstützen“, so Pinter.

Zwei Gründe sieht das UNHCR, warum die Vorurteile so weit verbreitet sind: dass seit Jahren versucht wird, politisches Kapital aus dem Thema Asyl zu schlagen; und dass das Thema fast immer nur unter „Sicherheitsaspekten“ öffentlich diskutiert wird.