Seit Jahren herrscht in Oberösterreich völliger Stillstand bei der Windkraft. Das letzte Windrad wurde im Jahr 2005 errichtet. Vor sechs Jahren. Eindringlich appellierte daher die IG Windkraft Oberösterreich vor wenigen Tagen an die Landesregierung: Die Windkraft möge endlich wieder ausgebaut werden.
Mit ins Horn blies die Fa. Felbermayr, der große, international tätige Spezialist für Schwer- und Spezialtransporte aus OÖ. „Da sind wir mit unseren Kränen in ganz Europa unterwegs und unterstützen auch am Meer den Aufbau von Windkraftanlagen, nur im eigenen Bundesland steht seit Jahren alles still“, beklagte Geschäftsführer Wolfgang Schellerer.
Nicht die Gesetze, sondern der politische Wille fehlt
„Nicht die Gesetze sind der Grund. Es fehlt in Oberösterreich seit Jahren der politische Konsens“, erklärte Stefan Moidl im Gespräch mit magzin.at. Moidl ist Geschäftsführer der IG Windkraft Österreich, deren Headquarter in St. Pölten ist.
Vier Stellen sind in OÖ für die Genehmigung von Windkraftanlagen zuständig: der Wirtschaftslandesrat (ÖVP) mit der Raumordnung, der Naturschutzlandesrat (FPÖ), der Energie- und Umweltlandesrat (Grüne) und eine weisungsunabhängige Umweltanwaltschaft. Und obwohl Gemeinden dem Windradbau zustimmten, so Moidl, gab es keine Genehmigungen mehr.
Naturschutz gegen Windkraft – „Eine unerträgliche Blockade“
„Ich halte diese Blockade in Oberösterreich seit 2006 für ziemlich unerträglich“, sagt OÖ-Landesrat Rudi Anschober im Interview mit magzin.at. Er sieht zwei hausgemachte Gründe: Die starke Zersiedelung in Oberösterreich, „weil die Raumordnung in OÖ über Jahrzehnte hindurch ziemlich versagt hat“. Viele Windräder müssten daher, um den Schutzabstand zu den Rotorblättern einzuhalten, in Waldgebiete hineingerückt werden.
„Das aber führt schnell zu Problemen mit dem Naturschutz, bei dem dann sehr restriktiv vorgegangen wurde“, so Anschober. „Die eigentliche Grundproblematik war, dass es eine sehr restriktive Vorgangsweise seitens Raumordnung und Naturschutz gegeben hat.“
Oberösterreich bei Windkraft weit hinter NÖ
Bis 2020 – formulierte die IG Windkraft – könnten in Oberösterreich 144 Windräder stehen und damit 10 Prozent des OÖ-Strombedarfs aus Wind gedeckt werden. Das wäre der Strom für 250.000 Haushalte. Und die Menge, die jetzt durch Atomstrom-Importe ins Land geholt wird.
Was da als Zukunftsvision 2020 formuliert wird, ist in Niederösterreich heute schon längst übertroffen. Mit Stichtag Jahresende 2010 produzierten in NÖ bereits 350 Windräder die Strommenge, die 340.000 Haushalte verbrauchen. 30 neue Windräder kommen heuer dazu. Mit der Strommenge für weitere 32.000 Haushalte.
Jetzt wird alles anders – OÖ-Masterplan für Windkraft in Arbeit
Aber die Hoffnung ist zurückgekehrt. Vor wenigen Wochen hat die OÖ-Landesregierung einstimmig einen Windkraft-Beschluss gefasst, erklärt Rudi Anschober. Nun wird erstmals (!) ein Masterplan ausgearbeitet, um Windkraftzonen und Ausbaupotentiale für Oberösterreich auszuweisen. „Ich hoffe sehr, dass wir jetzt aus dem Konfliktbereich herausgekommen sind und endlich die Tür öffnen“, sagt Anschober.
Tatsächlich hat Oberösterreich, bestätigt er, bislang noch gar keine Ausbauziele für die Windkraft definiert. Damit stellt sich, nebenher gesagt, auch die Frage, auf welcher Grundlage die Bundesregierung ihre Ausbauziele prognostiziert?
„Wir werden in Oberösterreich wahrscheinlich nicht das Windpotential haben wie in Niederösterreich oder im Burgenland“, meint Anschober. Aber man benötige auf jeden Fall viel mehr Windkraft. „Denn die Energiewende ist ein großes Mosaik, wo wir alle Bausteine brauchen.“
Anschober für Einbeziehung der IG Windkraft
Die IG Windkraft Oberösterreich beklagte auch, nicht in die Ausarbeitung des Windkraft-Masterplans einbezogen zu sein. Anschober stellt unmissverständlich klar: „Das wird im Lauf des Herbst stattfinden.“ Wenn es um die zweite Phase im Masterplan geht, die Frage der Standortbewertungen. „Die IG Windkraft hat sehr viel Wissen. Ich bin froh darüber, wenn dieses Wissen genauso wie das der EVU eingebracht wird.“
magzin.at bedankt sich bei Landesrat Rudi Anschober für das Interview.