Das Osterfestival „Imago Dei“ in Krems: Das Salz der Erde, das Licht der Welt – Klassische, Alte und Neue Musik und Streifzüge durch die Kontinente

Am 10. März startet das Osterfestival „Imago Dei” in Krems, mit außergewöhnlichen musikalischen Darbietungen. Musik aus fernen Kontinenten – aus Korea, Äthiopien und der muslimischen Sufis – und klassische, Alte und Neue Musik sind im Programm. Von Hildegard von Bingen bis Gustav Mahler, über John Cage bis Arvo Pärt und heute. Die „Bergpredigt” ist das Leitmotiv.
makroPHONIA, Imago Dei 2012
„Vom Licht der kleinen Dinge” - makrophonia, ein europäisch-koreanisches Musik-Projekt bei Imago Dei

Das Osterfestival „Imago Dei“ in Krems startet am 10. März. Neun Veranstaltungen, meist im „Klangraum“ der Minoritenkirche, gibt es bis Ostermontag, 9. April. Der schöne Untertitel des Festivals heißt: „Das Salz der Erde – das Licht der Welt“. Die „Bergpredigt” ist das diesjährige Leitmotiv des Festivals „Imago Dei“, das auf vielseitige Weise Spiritualität und Kontemplation in der Musik erfahren lassen will.

Spirituelle Musik der fernen Kontinente

Koreanische Musik ist ein Schwerpunkt, traditionelle und im Zu­sam­men­spiel mit europäischer Musik. Ein Abend widmet sich äthiopisch-koptischer Kirchenmusik und der „Harfe des Königs David“. Sufi-Musik, muslimische Mystik, rundet den Themenblock Spiritualität ferner Kontinente ab.

Klassische, alte und zeitgenösssiche Musik aus Europa

Aber auch europäische klassische, zeitgenössische und alte Musik ist zu hören: Die Junge Philharmonie Wien spielt zum Auftakt am 10. März Schubert, Mahler und Anton Webern, darunter Mahlers „Kinder­toten­lieder“ und Schuberts „Unvollendete“.

Der Lettische Radio Chor, einer der besten Gesangschöre, bringt am 17. März György Ligetis „Lux aeterna“, John Cage und Zeitgenössisches. Das Ensemble Ludus Gravis, mit acht Kontrabassisten, hat am Kar­frei­tag (6. April) Arvo Pärt, John Cage und Galina Ustwolskajas „Dies Irae“ im Programm.

Accordone, Imago Dei 2012
Vom Jüngsten Tag zum „Wundertag der Auferstehung” - das neapolitanische Ensemble „Accordone” (Foto: © Stefan Schweiger)

Am Ostermontag schließt „Imago Dei“ mit überlieferten Gesängen und Kompositionen vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Mit Hildegard von Bingen, Gregorianischen Gesängen und heiligen Hymnen führen die italienischen Ensembles „La Reverdie“ und „Accordone“ vom Jüngsten Tag zum „Wundertag der Auferstehung“.

Schwerpunkt: Koreanische Musik

Drei Events widmen sich koreanischer Musik. Unterm Titel „Wund­ge­träumt“ wird am 30. März das Kammermusikstück der Ko­re­a­nerin Younghi Pagh-Paan aufgeführt. Sowie die Kompositionen „Raue Pinselspitze“ und „Ein Hauch von Unzeit III“ von Klaus Huber. „In der ost-asiatischen Wahrnehmung sind Traum, Leben und Tod, Wirklichkeit und Schöpfung ein Ganzes“, erklärt Pagh Paan. Es spielen das Ensemble Phace und das Korean Music Project.

KMP, Najung Jin, Imago Dei 2012
Korean Music Project, Najung Jin

Am 31. März folgt die Aufführung „Vom Lob des Schattens und dem Licht der kleinen Dinge“. Junge ko­re­a­nische Künstler spielen gemeinsam mit Renald Deppe und Michael Bruck­ner-Weinhuber, in einem Projekt, das sich „macroPHONIA“ nennt. Die Mi­k­ro­tona­li­tät der traditionellen ko­re­a­nischen Instrumente – wie Kniegeige Haegum, Zither Gayageum, Bam­bus­flö­te Piri – wird in ein auslotendes Mit- und Gegenspiel zu Saxophon, Gitarre, Klarinette und Perkussions gebracht.

Reiner Kunze im Stift Melk – Hannes Loeschel mit „Songs of Innocence“ zu William Blake

Ganz anders der dritte Tag. Eine Schiffsreise von Krems nach Melk. Im Kolomanisaal des Stift Melk spielt das Korean Music Project traditionelle koreanische Musik, zwischendurch trägt Rainzer Kunze seine po­e­tischen Texte vor. Kunze, einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, hat sich intensiv mit koreanischer Kultur befasst. Außerdem bringt Iho Ahn, in seiner Heimat ein großer Meister dieser Dinge, Pansori, koreanischen, epischen Ausdrucksgesang.

Auf der Schiffsreise selbst lässt Hannes Loeschel „Songs of Innocence“ erklingen, rockig-avantgardistisch, gestützt auf Texte des großen englischen Romantikers William Blake, der einst auch John Miltons „Paradise Lost“ aufsehenerregend illustrierte.

Sufi-Musik und liturgische Gesänge der äthiopischen Kopten

Alemu Aga, Imago Dei 2012
Alemu Aga spielt die „Harfe des Königs David”

Am 24. März dann Musik der Sufis, der muslimischen Mystiker, die eine tiefe spirituelle Dimension hat. Es spielen Kayhan Kalhor, Meister der per­si­schen Stachel-Geige Kaman­cheh, und Erdal Erzincan, Meister der tür­kischen Lang­hals­laute.

Ein weiteres Highlight vom Imago Dei ist am 23. März der Musikabend zu Äthiopien. Liturgische Gesänge der äthiopischen Kopten-Christen, die in Lalibela Kirchen in den Fels ge­schla­gen haben, werden vom Choeur de Saint Yaréd aus Äthiopien gesungen. Und Alèmu Aga spielt auf der Bèguèna, auf der „Harfe Davids“.

Die „Bergpredigt“ – das Thema der Imago Dei 2012

Im Vorjahr war das „Prinzip Hoffnung“ das Generalthema von Imago Dei. Heuer ist es die „Bergpredigt“. Die Musik soll Anstoß geben, sie zu reflektieren, sie künstlerisch zu erfahren. Die Bergpredigt im starken Sinne – als gelebte Verantwortung und Menschlichkeit.

Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer, Mahatma Ghandi wären die Maßstäbe, ginge es nach Jo Aichinger, dem künstlerischen Leiter von „Imago Dei“. „Ton und Wort, Klang und Sprache führen bei der Imago Dei 2012 in verschiedenste Konfessionen und Regionen der Erde“, schreibt Aichinger. „Ihnen allen ist gemeinsam, die großen Werte und Maßstäbe des Menschseins ins Bewusstsein zu rufen: Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Partnerschaft, soziale Verantwortung.“

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weitere Infos zum Programm von „Imago Dei“ unter:
www.klangraum.at

Ludus Gravis, Imago Dei 2012
Ludus Gravis
Foto Macrophonia: Promotion / zVg Imago Dei
Foto Ludus Gravis: Promotion / zVg Imago Dei
Foto KMP, Najung Jin: zVg Imago Dei
Foto Alemu Aga: © Florian Schulte – Glatt & Verkehrt 2009
Foto Accordone: © Stefan Schweiger
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