Der Ennshafen: Ein Drehwerk der Donauraum-Strategie für NÖ und OÖ

Land NÖ und OÖ präsentierten im Ennshafen gemeinsam die neue EU-Donauraum-Strategie. Die Donauregion bis ans Schwarze Meer ist wachsender Exportmarkt für OÖ und NÖ. Die Donau soll als Ver­kehrs­weg ausgebaut werden.
Ennshafen
Der Ennshafen an der Grenze zwischen NÖ und OÖ (Foto: Thule Jug)

Ende Juni hat die Europäische Union die Donauraumstrategie beschlossen. Ihr Ziel ist die engere Zusammenarbeit der Staaten entlang der Donau. 14 Länder gibt es hier, und 115 Mio. Menschen. „Die neuen Wachstumsmärkte unserer Wirtschaft liegen in Osteuropa, in den Ländern bis zum Schwarzen Meer“, brachte es OÖ-Wirt­schafts­landes­rat Viktor Sigl auf den Punkt – bei einer ge­mein­samen Presse­konferenz mit NÖ-Wirt­schafts­landes­rätin Petra Bohuslav und NÖ-LAbg. Michaela Hinterholzer letzte Woche im Ennshafen.

Ennshafen stützt die Industrie in OÖ und Mostviertel

Die EU-Donauraumstrategie wurde von Österreich mit initiiert. Auch für NÖ und OÖ bedeutet sie engere Kooperation – mit dem Blick auf zusammenhängende Regionen. Der Ennshafen, an der Landesgrenze von OÖ und NÖ gelegen, ist selbst dafür bestes Beispiel.

„Die Bedeutung des Ennshafen für die Industrie­stand­orte Ober­öster­reich und Most­viertel ist enorm“, sagte Christian Steindl, Geschäfts­führer der Ennshafen OÖ GmbH, bei der Pressekonferenz. Der Ennshafen ist trimodal. Das heißt, hier werden Güter zwischen Donauschiff, Bahn und Lkw auf der Straße verladen („umgeschlagen“).

Eine Hauptidee: Mehr Schiffe und Gütertransport auf der Donau

Eine zentrale Idee der Donauraumstrategie ist die stärkere Nutzung der Donau als Gütertransportweg. Hier liegen nachvollziehbar viele Potentiale, wirtschaftlich, aber auch ökologisch. „Allen ist bekannt, dass der Gütertransport auf der Donau ein wesentlicher Beitrag zu einer besseren Umwelt ist“, sagte OÖ-LR Viktor Sigl. Ein einzelner Schiffsschubverband kann die Lademenge von 150 Lkw fassen, die auf der Straße eine Kolonne von 10 Kilometern bilden würden.

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Ennshafen will die Container-Verladung forcieren, weil sie am wirtschaftlichsten ist. (Foto: Ennshafen)

Oberösterreich: 60 Prozent Exportquote

Die Wirtschaft brummt – in NÖ und OÖ. Die Exporte spielen eine große Rolle. Und damit auch die wachsenden Märkte in Ost- und Süd­ost­europa. Für NÖ-Wirt­schafts­landes­rätin Petra Bohuslav greift die Donau­raum­strategie nahtlos in die NÖ-„Wirt­schafts­stra­tegie 2015“. Er­schließung neuer Märkte und Inter­natio­nali­sierung der Wirt­schaft sind darin Schwer­punkte.

Gleiches gilt für Oberösterreich, das inzwischen ein Viertel aller österreichischen Exporte stellt. Die Exportquote der OÖ-Wirtschaft liegt bei sagenhaften 60 Prozent. „Das heißt, 60 Prozent aller Dienstleistungen und Güter, die Oberösterreichs Wirtschaft produziert, sind für Auslandsmärkte bestimmt“, erklärte OÖ-LR Viktor Sigl.

Trotz Boom – Donau als Güterweg wenig ausgelastet

Entsprechend treibt auch der Güterumschlag im Ennshafen steil nach oben. Die Wirtschaftskrise ist überwunden. 44 Prozent mehr Container – das ist die Bilanz des ersten Halbjahrs 2011 gegenüber 2010. Aber damals schon lag man 18 Prozent über dem Rekordjahr 2008 vor der Wirtschaftskrise.

Dennoch. Die Donau – als große Wasserstraße von Bayern bis ans Schwarze Meer – ist immer noch relativ wenig benutzt. Eine Art vierspuriger Autobahn, auf der nur eine Spur befahren wird. „Die Auslastung der Donau liegt bei durchschnittlich 15 Prozent“, erklärte NÖ-LR Petra Bohuslav. Im Sommer steigt sie auf 20 Prozent, zu anderen Zeiten fällt sie auf 10 Prozent.

Wassertiefenproblem und Nationalpark Donauauen

Ein Grund dafür sind die Wassertiefen der Donau. Zwei Stellen in Österreich sind bei Niederwasser für den Tiefgang schwerer Lastkähne ein Problem. „Die Fahrwassertiefe ist in der Wachau und östlich von Wien nicht ganzjährig gegeben“, erläuterte Christian Steindl.

Die Schiffsrinne in der Wachau wird deshalb laufend nachgebaggert. Östlich von Wien aber – das betrifft den Nationalpark Donauauen. Eine Lösung, abgestimmt auch mit den meisten Um­welt­schutz­organi­sationen, sei in Sicht, meinte Steindl.

Donau als hervorragende Tourismus-Region

Die Donauraumstrategie enthält noch andere Aspekte. Das verdeutlichte insbesondere NÖ-Landesrätin Petra Bohuslav: Mit rund 1,4 Mio. Nächtigungen pro Jahr sei die Donau eine der bedeutendsten Tourismus-Destina­tionen Öster­reichs. Wegen des Donau-Radwegs, dem neuen Wachauer Welterbesteig und der Personen-Donau­schiff­fahrt kommen viele Gäste nach Nieder­österreich. Die Wachau werde auch als E-Mobilitäts­region weiter ausgebaut.

NÖ-Wirtschaftsparks im Mostviertel

NÖ-LAbg. Michaela Hinterholzer, stellvertretende Auf­sichts­rats­vor­sitzende der NÖ-Wirtschafts­agentur ecoplus, beschrieb das wirtschafts­politische Engagement des Landes NÖ speziell im Mostviertel. Drei Wirtschafts­parks wurden dort von ecoplus, teilweise mit Gemeinden­beteiligung, gegründet: Kematen, Wolfpassing und Ennsdorf, das direkt am Enns­hafen liegt.

„25 Unternehmen haben sich in Ennsdorf angesiedelt“, so Hinterholzer, „und nutzen diese sehr gute Lage in diesem dynamischen Wirtschaftsraum zwischen Linz, Steyr und Amstetten.“ Darunter Salvagnini Maschinenbau, Bergs Kunststofftechnik und Lithos Industrial Minerals.

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PK-Ennshafen
Die Pressekonferenz zur Donauraum-Strategie (vlnr): Christian Steindl, Geschäftsführer Ennshafen, NÖ-LR Petra Bohuslav, OÖ-LR Viktor Sigl, NÖ-LAbg. Michaela Hinterholzer (Foto: magzin.at)
Fotos: © siehe Einzelfotos
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