Vordergründig scheint es in der Krise nur zwei Arten von Betroffenen zu geben: Wenige, die von ihr profitieren, und viele, die unter ihr leiden. In letzter Zeit fällt mir immer öfter eine dritte Kategorie auf. Es handelt sich um Unternehmer und Manager, die sagen: „Eurokrise? Schuldenbremse? Kreditklemme? Das ist mir alles so was von egal!“
Qualität schützt vor Krisen
Die sagen: „Ich biete ein Produkt mit klarem Wettbewerbsvorteil in solider Qualität, das auch in Krisenzeiten nachgefragt wird. Ich habe keine oder kaum Schulden und muss nicht wachsen, um die Zinsen zu bezahlen. Sollte es einmal wirklich bergab gehen, kann ich am Rande sparen und komme mit meinem Kerngeschäft sicher über die Runden.“ Gerade, dass sie nicht mit dem Fuß trotzig aufstampfen, wenn sie das sagen.
In einer Mischung aus unerschütterlicher Ignoranz und tiefem Selbstvertrauen lassen diese Krisenverweigerer das Feuerwerk an Horrorberichten mit all ihren Untergangs-Prognosen, Verteilungskämpfen, Durchhalte-Parolen und scheinbar alternativlosen Entscheidungen an sich abgleiten, nehmen sie ohne Angst zur Kenntnis.
Handeln aus der eigenen Mitte heraus
Die Krisenverweigerer haben so eine innere Ruhe, die Gewissheit, dass alles (für was) gut ist. Sie pflegen ein intuitives, lustvolles, permanent aus ihrer Mitte heraus kommendes Handeln. Sie haben große Abhängigkeiten immer vermieden, konstruktive Kooperationen aufgebaut, ehrlich und nachhaltig agiert.
Sie sind nur wohl kalkulierte Risken eingegangen und haben brav Steuern gezahlt. Sie vertrauen in ihre Vorstellungen von der Zukunft, ihre Marke, ihr Team und ihre Fluchtpunkte. Sie schützen in Momenten der Gefahr sich, ihre Mitarbeiter und ihr Geschäft vor unnötiger Aufregung, überhasteten Reaktionen und schwächenden Energieverlusten. Frei von der Gier des Shareholder Value und dem süß-faulen Gift von Absicherungen auf Kosten anderer.
Die hysterische „Sparen- und Wachsen-Keule“
Sehr nett, könnte man jetzt sagen, aber was hilft das jetzt denen, die genauso wie die Staaten hoch verschuldet sind, viel investiert haben oder einfach Fremdkapital brauchen, um irgendwie weitermachen zu können? Wir werden ihnen angemessen helfen müssen, damit unser kapitalistisches Kartenhaus nicht plötzlich zusammenstürzt. Aber dabei gut aufpassen, dass nicht weiterhin mit einer hysterischen „Wir müssen Sparen und Wachsen-Keule“ unsere Substanz, die Umwelt und die Zukunft der Menschen zerstört wird.
Das müssen endlich auch die viel zu sehr von Groß-Lobbies und ihren kurzfristig Wählermehrheiten bringenden Klientels abhängigen Politiker begreifen. Also Vernunft- und Mitte-orientiert agieren. Statt wie bei uns gerade wieder einmal vor den Beamten-Forderungen in die Knie gehen.
Das Vorbild der Krisenverweigerer
Richtig gesehen sind die Krisenverweigerer also nicht nur eine Minderheit von kindischen, sturen, egomanischen, einzig von ihren Ideen beseelten Fantasten. Sie sind auch ein Vorbild dafür, wie man im Kleinen mit Blick auf globale Märkte agieren sollte.
Vielleicht sollten wir uns jetzt alle einmal „so richtig zusammenrollen“, um dabei unserer Mitte und den wahren Werten wieder näher kommen. Um Finanzsysteme in den Griff zu bekommen, die uns gefährden. Um eine wirklich starke Lobby der verantwortungsvoll handelnden mittelständischen Unternehmen, ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter aufzubauen. Aus den Krisenverweigerern, denen die Krisen, aber nicht die Menschen „wurscht“ sind, wird das neue, geläuterte Europa erwachsen.
Wolfgang Lusak ist Lobby-Coach und Managementberater in Wien und NÖ. Weitere Infos zu Wolfgang Lusak finden Sie unter:
www.lusak.at
Foto Lusak: zVg Wolfgang Lusak