Die deutsche Zeitung taz gebrauchte eine muntere Schlagzeile: „Furzen ist nicht alles“. Bezogen war das auf Kühe. Weil deren Wiederkäuer-Mägen das hoch klimaschädliche Methan produzieren, gelten sie als „Klima-Killer“. So die Meinung seit 20 Jahren. Die deutsche Veterinärin Anita Idel ist da anderer Ansicht. Sie war letzte Woche Gast bei Bio Austria: In einer ökologischen Landwirtschaft, sagte sie, tragen Rinder zum Klimaschutz und zur Bodenfruchtbarkeit bei. Das System der Landwirtschaft entscheidet, ob die Rinderhaltung das Klima schädigt oder nicht.
„Die Kuh ist kein Klima-Killer“
Anita Idel, Ko-Autorin des Weltagrarberichts, hat Ende letzten Jahres ihr Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer“ vorgelegt. Es ist ein Gegenbuch zu Jeremy Rifkins Bestseller „Das Imperium der Rinder“, das vor rund 20 Jahren die Kuh als Klimagefahr brandmarkte. Idel plädiert für eine ganzheitliche Betrachtung. „Auschlaggebend für die Klimabilanz ist die Art ihrer Nutzung“, sagte sie bei der Veranstaltung von Bio Austria.
Der entscheidende Punkt ist nach Ansicht Idels der Einsatz von Kraftfutter. Das industrielle Agrarsystem, das auf schnelles Wachstum und schnelle Schlachtreife der Tiere zielt, verfüttert zu viel davon. Das – Mais, Getreide und Soja – wird in Monokulturen mit hohem Energieaufwand angebaut und gedüngt. Das schlägt in eine negative Klimabilanz um.
Ausschlaggebend ist das System der Landwirtschaft
Wird auf Kraftfutter weitgehend verzichtet, wie in der biologischen Landwirtschaft, trägt die Kuh aber positiv zum Klimaschutz bei. Nachwachsende Grünflächen, die von Kühen abgeweidet wurden, binden in großen Mengen klimaschädliches CO2. Und die Kuh trägt zur Humusbildung bei, die ebenfalls CO2 aus der Luft in die Böden nimmt.
„Nachhaltiges Weidemanagement hat weltweit mehr Potenzial Kohlendioxid zu speichern als irgendeine andere landwirtschaftliche Praxis. Wir müssen nicht nur die Kuh rehabilitieren, sondern auch die Systemfrage stellen. Die Entscheidung, ob wir mit Rindern das Klima killen oder schützen, liegt bei uns“, so Idel.
Kraftfuttereinsatz bei Bio Austria ist streng begrenzt
In den bäuerlichen Betrieben der Bio Austria, erinnerte ihr Bundesobmann Rudi Vierbauch, ist die zulässige Kraftfuttermenge längst stark begrenzt. Zu mindestens 85 Prozent muss in den Biobetrieben, so sieht es das Regelwerk von Bio Austria vor, die Rinderfütterung aus hofeigenem, biologischem Futter erfolgen.
„Die biologische Landwirtschaft hat der Gesellschaft viel zu bieten“, unterstrich Vierbauch. Auch eben das Klimaschutzpotential in der Rinderhaltung könne durch sie gewährleistet werden. „Nicht in der Produktionsmaximierung, sondern in der Produktionsoptimierung liegt der Schlüssel zum Klimaschutz – auch in der Rinderhaltung“, so Rudi Vierbauch.