Ein Waldviertler Verlag auf dem Weg zum großen Publikum – der Steinverlag in Bad Traunstein mit neuem Programm

Mit einer prächtigen Monographie zum bedeutenden Waldviertler Künstler Erich Steininger, mit zwei provokanten Waldviertel-Romanen – „Hitlers Großmutter” und „Findelkinder” – und einer „Anleitung für einen Buffet-Tiger” erweitert der Waldviertler „Stein­verlag” sein bisheriges Programm, um neue Leser zu gewinnen.
Peter Fichtinger und Hannes Teuschl, Steinverlag - Bild 1
Der Steinverlag betritt neue Wege. Im Bild: Hannes Teuschl (li.) und Peter Fichtinger, die beiden Verlagsinhaber (Foto: © magzin.at)

Noch ist er klein, der Steinverlag in Bad Traunstein im Waldviertel. Mundart-Dichtung war bislang sein einziges Terrain. Seit Herbst betritt er neue Wege mit einem breiter gefächerten Verlagsprogramm.

Neu: Künstlermonographie Erich Steininger und die Romane „Findelkinder“ und „Hitlers Großmutter“

Eine prächtige Monographie zum Werk des bedeutenden Waldviertler Künstlers Erich Steininger hat der Steinverlag im Oktober auf den Markt gebracht; mit Beiträgen von Carl Aigner (Direktor des NÖ-Landes­museums), Hartmut Knack, Toni Kurz und Florian Steininger, heraus­gegeben im Auftrag der NÖ Landesbibliothek.

Anleitung für einen Buffettiger - Neuerscheinung Steinverlag
Anleitung für einen Buffettiger - eine der Neuerscheinungen im Steinverlag (Cover: © Steinverlag)

Veröffentlicht hat der Steinverlag im zurückliegenden Jahr 2011 auch zwei provokante Romane von Ilse Krumpöck – über „Hitlers Groß­mutter“ im Waldviertel und über „Findel­kinder“, die einst aus Wien gegen Kostgeld ins Wald­viertel abgeschoben wurden.

„Warum bezahlen fürs Essen?“ – der „Buffet-Tiger” – ein Ratgeber für sparsames Leben

Nicht bloß lustig, sondern geistvoll-witzig ist ein weiteres neues Buch des Steinverlags, das ein populärer und unentbehrlicher Ratgeber für spar­sames Leben werden könnte: „Warum bezahlen fürs Essen? Anleitung für einen Buffettiger“ – zu Papier gebracht von einem Be­am­ten, pseudonym, versteht sich.

Fleißig, bunter, breiter & die Mundartmusik von „Stoahoat & Bazwoach“

„Der Steinverlag ist fleißig. Er wird jetzt bunter und breiter“, sagen Peter Fichtinger und Johannes Teuschl, die beiden Eigentümer des Verlages. Sie sind Waldviertler. Letzter ist vielen als Musiker bekannt. 1998 hat er die Gruppe „Stoahoat & Bazwoach“ gegründet.

Moderne Volxmusik - Stoahoat und Batzwoach
Moderne Volxmusik – die Waldviertler Musikband „Stoahoat & Bazwoach” (Foto: © Stoahoat & Bazwoach)

Die spielt „Crossover-Volxmusik“ mit Alltagsblick und Mundart – zu Themen, die jedermann bewegen: wie Politik-Skandale oder Liebe und zärtliche Gefühle. „Stoahoat & Bazwoach“ ist in der Region, diesseits und jenseits der Donau, längst Kult geworden. „Man kann in der Mundart auch Politik und soziale Themen gut an­spre­chen und überhaupt leichter sagen, was sich jeder denkt“, verrät Hannes Teuschl.

„Spielt die Lieder, wo es ums Dörfersterben geht“ – Stammautorin Isolde Kerndl

2006 hat der Steinverlag die „Edition Waldviertel“ gekauft, die davor in Edelhof bei Zwettl zuhause war. Die bekannte Mundart-Dichterin Isolde Kerndl wurde so die Stammautorin der jungen Verleger Bad Traunsteins.

Bad Traunstein, Waldviertel - ehemaliges Wohnhaus von Pfarrer Josef Elter
Das ehemalige Wohnhaus des bekannten Traunsteiner Pfarrers und Künstlers Josef Elter (Foto: © Marktgemeinde Bad Traunstein)

Man kannte sich. Denn Kerndl und „Stoahoat & Bazwoach“ machten früher schon gemeinsame Kon­zerte. Und die Musiker­gruppe vertonte einige ihrer Gedichte. „Immer wieder werden wir vom Publikum aufgefordert, eines der Lieder mit ihren Texten zu spielen, etwa die, wo es ums Dörfersterben geht“, erzählt Teuschl.

Modern-freche Mundart: Kühn und Kumpfmüller

Zwei ganz andere, modern-kritische Mundart-Dichter sind dann dazu gekommen: der Innviertler Schriftsteller Hans Kumpfmüller – u.a. mit „Dialekte eines Heimatlosen“ und „Mein Kumpf müller buch“. Sowie der Langenloiser Dialekt-“Sprachschnitzer“ Wolfgang Kühn, der auch Wien viel bereist und in ganz Österreich Lesungen hält, mit „in meina wöd“ und „aus meina wöd“ – als Bücher und Hörbücher.

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„Aus meina Woed” - Mundart-Gedichte von Wolfgang Kühn als Hörbuch (Cover: © Steinverlag)

Das missverstandene Waldviertel – in Wahrheit eine Künstlerkolonie

Wie viele Waldviertler ärgern sich auch Teuschl und Fichtinger darüber, dass so mancher, auch im nicht allzufernen Wien, das Waldviertel immer noch geringschätzig und herablassend betrachtet. „Das Waldviertel ist heute eine Kulturregion, mit vielen Künstlern, Musikern und Literaten, die hier leben“, betont Peter Fichtinger, der auch viel in Wien und St. Pölten arbeitet. „Aber das Waldviertel als zurückgebliebene Region zu sehen, das ist leider immer noch in manchen Köpfen fest verankert.“

„Wir verwahren uns auch gegen das Image des mystischen Waldviertels und diese Hexen- und Ufo-Geschichten, wo das Waldviertel gerne hingedrängt wird“, betont er. „Weil es das nicht ist.“

Aber auch was die vielen Pläne zum Tourismus anbelangt, will Fichtinger eine breitere Richtung. „Mehr Tourismus im Waldviertel ist schon richtig. Aber Tourismus ist ein weites Feld. Ich denke mir, speziell der Kulturbereich ist im Waldviertel sehr ausbaufähig.“

Dass so viele Kulturschaffende heute im Waldviertel zu Hause sind, ist für den Steinverlag selbst ein wichtiger Anknüpfungspunkt, ja, ein Daseinsgrund: „Ich glaube, das alles macht aus, warum bei uns so eine Leidenschaft dahinter steckt, wirklich tolle, interessante und hochwertige Verlagsprodukte aus dem Waldviertel zu liefern.“

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weitere Infos zum Steinverlag:
www.steinverlag.at
sowie in unserem Artikel über Wolfgang Kühn:
Mit Mundart und Poesie gegen die Klischees am Land – der Sprachschnitzer Wolfgang Kühn

 

Peter Fichtinger und Hannes Teuschl, Steinverlag - Bild 2
Im Café Weinstein in Bad Traunstein - nach dem Interview (Foto: © magzin.at)
Fotos: © siehe die einzelnen Bilder
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