Byzanz, nicht nur Rom, prägte die europäische Geschichte. 1453 versank es, Byzanz, das große oströmisch-christliche Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel. Heute liegt die Stadt in der Türkei und heißt Istanbul. Dieses großen Themas hat sich die Schallaburg bei Melk in ihrer neuen Ausstellung angenommen: „Das Goldene Byzanz & der Orient“.
Byzanz – eine Wiege Europas
Riesig war es dereinst, Byzanz, das christliche oströmische Reich, das mehr als 1000 Jahre bestand, von 330 n.Chr. bis 1453. Mit dem Zentrum Konstantinopel am Bosporus erstreckte es sich von der Donau bis Ägypten und Armenien, zeitweilig auch nach Italien.
Vielfältig waren die Einflüsse Byzanz‘ auf Europa. Seine Kunst inspirierte die westliche Architektur und Malerei, zuletzt noch den Wiener Jugendstil. Epochale Entscheidungen der Kirchengeschichte wurden dort getroffen. Etwa beim Konzil von Nicäa. Das byzantinische Christentum wurde zur Wiege des orthdoxen Christentums, das heute noch in Griechenland, Russland, Ukraine, Serbien das kirchliche Leben bestimmt.
Imperium Byzanz: Macht, Krieg, Kunst und Handel
Byzanz war Imperium, Kaiserreich und Machtstaat, das viele Kriege führte. Konstantinopel, die Hauptstadt, war zugleich großes Wirtschafts- und Handelszentrum am Mittelmeer. Ein guter Teil der Ausstellung ist dem gewidmet: Kaisertum, Verwaltung und Religion sowie Handel, Handwerk, Landwirtschaft und Alltagsgeschichte.
Auch Prunk und Reichtum, Kunst, Architektur und Technik wurden in Byzanz in erstaunlicher Weise entfaltet. Die Schallaburg zeigt prachtvolle Exponate – aus dem Schatz von Preslav oder etwa die sogenannte Krone des Kaisers Konstantin IX. Monomachos (nur bis Ende Mai), ein Seidenfragment aus dem 8. (Leihgabe aus Maastricht) und ein Reliquiar aus dem 12. Jahrhundert (Leihgabe aus Siena).
Die verdrängte Geschichte – Europa besser verstehen
„Die Rolle Konstantinopels als europäische Leitkultur wurde aus dem Bewusstsein der Westeuropäer weitgehend verdrängt“, schreibt Univ.-Prof. Falko Daim, der die Ausstellung kuratierte. „Die Ausstellung holt sie wieder ins Rampenlicht. Sie wird helfen, Europa besser zu verstehen.“ Daim ist Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz.
Spannende Rekonstruktionen: Doppelorgel und Steinschneidemaschine
Die Ausstellung wird auch Spaß machen. Eine byzantinische Steinschneidemaschine aus dem 7. Jahrhundert, im Hof zu sehen, wurde funktionstüchtig rekonstruiert. Ein Schaubeet – in Kooperation mit der Arche Noah – zeigt Gemüsesorten der damaligen Zeit. Eine Doppelorgel, originalgetreu nachgebaut, vermittelt Klangerlebnisse von vor 1000 Jahren. Und der Thronsaal von Byzanz wurde nachgebaut.
Aufgelockert und ergänzt wird die Ausstellung durch multimediale Präsentationen: Kurzfilme, 3D-Rekonstruktionen, interaktive Stationen, Animationen und Audio-Einspielungen.
Ohne Byzanz keine Renaissance und Reformation
Und draufgestreut (aus der Redaktion): Auch die europäische Renaissance zum Ende des Mittelalters vor rund 500 Jahren wurde entscheidend von Byzanz beeinflusst. Altgriechische Originalabschriften antiker Philosophie, der Evangelien und früher Kirchenväter wurden damals von Byzanz nach West-Europa gebracht.
Diese Quellenkenntnis wurde wesentlich für den damaligen Humanismus, der ersten Stufe der europäischen Aufklärung, und für die protestantische Kirchen-Reformation, das heißt für die Platonische Akademie in Florenz, für Erasmus von Rotterdam und für Martin Luther.
Ausstellung im Renaissanceschloss Schallaburg:
„Das Goldene Byzanz & der Orient“
31. März bis 4. November 2012
3382 Schallaburg 1 – bei Melk / Wachau, Niederösterreich
weitere Infos unter:
www.schallaburg.at
Ausstellungsplakat: © Schallaburg
Bildgalerie: © siehe dort