Hochwasser 2002: Als der Kremsfluss Teile von Krems zerstörte. 10 Jahre danach: Der Hochwasserschutz ist weit vorangebracht. Gespräch mit Bgm. Inge Rinke.

Heute vor 10 Jahren – in der Nacht vom 7. zum 8. August 2002 – brach über Krems die Flutkatastrophe herein. Der Kremsfluss zerstörte Häuser, Brücken und Straßen. Der Schaden war immens: 23,2 Mio. Euro. 1100 Haushalte waren betroffen. Nach Vorplanung begann 2006 der Bau des Hochwasserschutzes am Kremsfluss, der inzwischen weit vorangebracht ist. magzin.at sprach mit Krems‘ Bürgermeisterin Inge Rinke über die damaligen Ereignisse und den neuen Hochwasserschutz.
Hochwasser Krems 2002 Kremsfluss
Hochwasser 2002 - am 7./8. August verwüstet der Kremsfluss das Kremstal und die weiteren Kremser Stadtteile Mitterau und Weinzierl

10 Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im August 2002 schreitet auch in Krems am Kremsfluss der Hochwasserschutzausbau zügig voran. Zahllose Gebäude, Straßen und Brücken waren dort im Kremstal und in den weiteren Stadtteilen Mitterau und Weinzierl in der Nacht vom 7. auf den 8. August 2002 verwüstet oder beschädigt worden, genau heute vor 10 Jahren, als die riesige Flutwelle kam. 1100 Haushalte waren betroffen. „Das war wirklich eine große Katastrophe für unsere Stadt“, erinnert sich Krems‘ Bürgermeisterin Inge Rinke.

„Das war gigantisch und wirklich gefährlich“

Es war dramatisch. Binnen kürzester Zeit stieg das Flut­wasser im Krems­­fluss auf volle Ufer­höhe und schoss dann über die Straßen. „Das war gigan­tisch und wirklich gefährlich“, erzählt Inge Rinke beim Inter­­view mit magzin.at. Sie war in diesen Stun­den sel­bst vor Ort, um Bür­ger­innen und Bür­ger zu war­nen, unterwegs von Haus zu Haus im Feuer­wehr­wa­gen mit Walter Stras­ser, dem Kremser Feuerwehr­kom­man­dan­ten da­mals.

Hochwasser Krems August 2002 am Kremsfluss - Bild 1
Hochwasser 2002 am Kremsfluss: 23,2 Mio. Euro Flutschaden

23,2 Mio. Euro Flutschaden am Kremsfluss

23,2 Mio. Euro hat letzten Endes der Flutschaden des August 2002 am Kremsfluss betragen. „Die Hilfeleistungen der Feuerwehren, der Kremser Bevölkerung aus allen Stadtteilen und des Bundesheeres waren ein unglaubliches Erlebnis von Zusammenhalt und Hilfe, das uns eng zusammenrücken ließ mit vielen Freundschaften bis heute“, lobt Bürgermeisterin Rinke im Rückblick.

Intensivplanung begann noch 2002

Sofort, noch im selben Jahr 2002 wurde in Krems die Intensivplanung für den Hochwasserschutz Kremsfluss begonnen, nachdem zuvor, im Jahr 1997, der vorbildliche mobile Donau-Hochwasserschutz in Krems-Stein fertiggestellt worden war. Bis zum letzten Zentimeter der Dämme hob sich dort dann, im Katastrophen-August 2002, auch noch das Donau-Hochwasser.

Hochwasserschutz – ein positives Thema für die Bürger

„Hochwasserschutz ist bei unseren Bürgerinnen und Bürgern in Krems ein sehr positives Thema“, betont Rinke. „Die Angst sitzt immer noch tief. Und fast alle sagen, der Ausbau des Hochwasserschutzes ist richtig und gut.“ Zumal 2006 und 2008 dann weitere Hochwasser kamen – am 24. Juni 2008 erneut in Krems am Kremsfluss ein dreißig­jähriges.

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Der August 2002 hatte aber alles in den Schatten gestellt. „Eine Kata­stro­phe wie 2002 hat es am Kremsfluss zuletzt vor etwa 80 Jahren gegeben. Das ist eine lange Zeit. Kaum jemand hat daher noch geglaubt oder daran gedacht, dass der scheinbar kleine Kremsfluss eine derartige Zerstörung anrichten könnte“, sagt Rinke.

Kremsfluss-Schutz gegen hundertjähriges Hochwasser

28,2 Mio. Euro werden jetzt insgesamt in den Hochwasserschutz am Kremsfluss investiert, mit Schutzmaßnahmen gegen ein hundert­jähriges Hochwasser. Die Gesamtlänge des Hochwasserschutzes beträgt in der Stadt Krems 6,14 Kilometer und erstreckt sich bis zur Gemeindegrenze von Senftenberg im Norden. „Der Hochwasserschutz entlang der Krems zählt zu unseren wichtigsten und aufwändigsten Projekten“, erklärt Bürgermeisterin Rinke.

Baubeginn 2006 – 4 Bauetappen – viele Einzelmaßnahmen

Kremsfluss - Bau des Hochwasserschutzes
Die Hochwasserschutz-Baustelle am Kremsfluss wird besichtigt – von Bgm. Inge Rinke, Baustadtrat Heinz Stummer und Helmut Hardegger (Magistrat Krems)

Seit 2006 laufen die Bau­­ar­­bei­­ten. Ab­geschlos­sen sind be­reits die Bau­­ab­­schnit­te 1 (Stra­t­­zing­­bach) und 2 und der erste Teil des dritten Bau­ab­schnitts (Hafen­­straßen­­brücke bis Pfannl­­steg). Derzeit in Arbeit ist der Ab­schnitt Pfannl­steg bis Schmitt­brücke, der bis Sommer 2013 fertig sein soll. Damit ist dann bereits der größte Teil des Hoch­wasser­schutzes Kremsfluss abgeschlossen.

Ein Vielzahl von Einzelmaßnahmen sind Teil des Hochwasserschutzes. Unter anderem: Zwei Brücken und zwei Stege wurden neu errichtet, die Spitalbrücke angehoben. Ufer­mauern saniert und erhöht, der Strat­zing­bach umgeleitet, die Sohle des Krems­fluss teil­weise tiefer­ge­legt. Eine Wehr­an­lage wird in der 4. Bau­etap­pe umge­baut. Und Reten­tions­flächen (Wasser­auf­fang­flächen) werden er­richtet und er­wei­tert.

Ein attraktives, grünes Naherholungsgebiet ist entstanden

Kremsfluss - neu gestaltet mit Hochwasserschutz
Neues Naherholungsgebiet Kremsfluss - fertiger Abschnitt des Hochwasserschutzes

Am Kremsfluss ist zugleich ein attra­k­tiver städt­ischer Nah­er­ho­lungs­raum ent­standen, da wo der Hoch­wasser­schutz schon fertig ist. Ein Geh- und Rad­weg führen dort jetzt am Fluss­bett des Krems­fluss entlang. Es gibt ein „Fluss­mobiliar“ mit Bän­ken, Tischen und Find­lingen.

Die Flächen sind weit­gehend be­grünt. Gra­ni­tene Fluss­steine wurden ein­ge­setzt. Man­cher­orts gibt es Sitz­stiegen, die von Schü­lern und Stu­denten schon fleißig ge­nutzt werden. Man­cher­orts son­nen sich jetzt Anrainer am neuen Fluss­bett. „Das war vorher nicht so. Man konnte früher nicht zum Fluss­bett runter“, er­innert Bürger­meis­terin Rinke.

Umweltschutz und Fischerei – wichtige Belange

Viel Wert wurde auf Um­welt-, Natur­schutz und die Fischerei gelegt, auf einen natur­nahen Hoch­wasser­schutz. Durch ver­baute Fisch­auf­stiegs­treppen wird der Fisch­bestand auch fluss­auf­wärts gesichert. „Wir haben stets auch öko­lo­gische As­pek­te wie wasser-, natur­schutz- und fischerei­recht­liche Be­lange im Auge behal­ten“, erklärte dazu Krems‘ Baustadtrat Heinz Stummer.

„Wir wollen die Menschen und ihr Eigentum schützen“

„Wir nehmen viel Geld in die Hand, um den Hochwasserschutz zu bauen. Wir wollen die Menschen und ihr Eigentum damit schützen. Es ist sehr wichtig für uns, dass die Menschen hier sicher und gerne wohnen“, sagt Bürgermeisterin Rinke.

Krems Bürgermeisterin Inge Rinke
„Wir wollen die Menschen schützen“, betont Krems' Bürgermeisterin Inge Rinke.

Der Hoch­wasser­schutz sta­bi­li­siere, auch das sei von großer Be­deu­tung für die be­trof­fenen Men­schen, den Wert der Grund­stücke und Häu­ser und der daran ge­tätig­ten Inves­titi­onen, so Rinke. „Und die Menschen sollen auch die seel­ischen Qua­len, die das Hoch­was­ser brachte, nicht mehr er­leben müs­sen“, betont sie mit viel Nachdruck.

Stadt, Land und Bund – gemeinsam wird bezahlt

Die Stadt Krems schultert, sagt Bürger­meis­terin Rinke beim Inter­view mit magzin.at, einen An­teil von 12,5 Prozent der Gesamt­kosten des Hoch­wasser­schutzes Krems­fluss. Das Land NÖ unter­stützt mit 40 Pro­zent und der Bund mit 47,5 Pro­zent der Ge­samt­kos­ten.

„Wir haben als Stadt Krems ein gutes Ergebnis der Kostenteilung verhandeln können“, sagt die Bürgermeisterin. „Es wurde gesehen, dass Krems bereits wegen des Donau-Hochwasserschutzes hohe Kosten zu tragen hat. Kosten, die die Stadtfinanzen von Krems bis heute noch belasten.“

Kremser Expertenfirmen haben Planung und Bauaufsicht

Stolz ist Bürgermeisterin Inge Rinke aber auch darauf, dass nach öffentlicher Ausschreibung Kremser Expertenfirmen für Wasser und Hochwasserschutz am Bauprojekt beteiligt sind: die ARGE Hydroingenieure und Retter & Partner, die Planung und Bauaufsicht übernahmen.

Notfallpläne und Katastrophenszenarien werden durchgespielt

Überhaupt hat Krems als Donaustadt mit Hochwasserschutz viel Erfahrung, so dass Krems als einzige österreichische Stadt ins Projekt „Danube Floodrisk“ (Donau-Hochwassergefahren) eingebunden wurde, das neun Donau-Anrainerstaaten gemeinsam betreiben. „Alleine 5.800 Menschen sind durch den Donau-Hochwasserschutz in Krems-Stein geschützt“, weist Rinke hin.

Auch alle möglichen Szenarien an Überschwemmungen werden hier durchdacht. Und Übungen im Zusammenspiel von Stadt, Bezirk, Land, Feuerwehren, Rettung, Bundesheer durchgespielt. „Wir können auf diese Pläne im Notfall jederzeit zurückgreifen. Das läuft minutiös. Und wird auch immer wieder geübt“, beschreibt Bürgermeisterin Inge Rinke den hohen Stellenwert des Hochwasserschutzes in Krems.

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magzin.at bedankt sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Krems (FF Krems) für die zur Verfügung gestellten Fotos.

Foto Artikelanfang: © FF Krems
Foto 2 (von oben): © Stadt Krems
Fotogalerie: © siehe dort
Besichtigung Hochwasserschutz: © Stadt Krems
Foto Erholungsraum Kremsfluss: © Stadt Krems
Foto Bürgermeisterin Inge Rinke: © Stadt Krems
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