Zwischen 1995, dem Jahr des EU-Beitritts, und 2010 hat sich die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich um mehr als ein Viertel verringert: 27,5 Prozent bzw. rund 67.000 Betriebe gingen verloren. Im Jahr 2010 gab es insgesamt 173.317 Betriebe, so die Daten der neuesten „Agrarstrukturerhebung“ der Statistik Austria, die gestern veröffentlicht wurden.
Wien, Burgenland und NÖ mit den größten Rückgängen
Einen starken Rückgang bescherten auch die allerletzten Jahre: Zwischen 2007 und 2010 verschwanden allein 13.717 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (-7,3 %). Am stärksten in den Bundesländern Wien (-20,2 %), Burgenland (-12,3 %) und Niederösterreich (-9,2 %). Am wenigsten in Salzburg (-2,4 %), Kärnten (-3,9 %) und Tirol (-4,2 %).
Gemessen an 1995 war es allerdings das Burgenland (-51,5 %) vor Wien (-47,4 %) und NÖ (-31,7 %), wo die meisten Betriebe aufgegeben wurden. Die wenigsten in Salzburg (-13,3 %), Tirol (-15,6 %) und Kärnten (-18,2 %).
Wein- und Obstbau am stärksten betroffen
Unterschieden nach Produktionsbereichen war vom Betriebsrückgang (2007 zu 2010) der Wein- und Obstbau am stärksten betroffen (-20,2 %), außerdem Marktfrucht-Getreide-Betriebe (-9,4 %) und Futterbaubetriebe (-8,8 %).
Bio-Betriebe erreichen neuen Höchststand
Gestiegen ist hingegen die Zahl der Bio-Betriebe in Österreich. 2010 gab es die bisher meisten, nämlich 21.200 (+8,7 %), nach einem leichten Rückgang zuvor von 20.300 (2005) auf 19.500 (2007). Der Anteil der Bio-Betriebe an allen Landwirtschaftsbetrieben lag 2010 bei 13,8 Prozent (2007: 11,5 %).
Salzburg und Tirol – Spitzenreiter bei Anteil Bio-Landwirtschaft
Unter den Bundesländern ist Salzburg mit großem Abstand Österreichs Spitzenreiter der Bio-Landwirtschaft – mit über 40 % Anteil der Bio-Betriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben, gefolgt von Tirol (knapp 19 %), Oberösterreich und Niederösterreich.
In absoluten Zahlen gesehen hat NÖ die Nase vorn – mit den meisten landwirtschaftlichen Bio-Betrieben (über 4.500), gefolgt von OÖ (rd. 4.000) und Salzburg (rd. 3.600). Gemessen an den landwirtschaftlichen Nutzflächen liegt der Anteil der Bio-Landwirtschaft am höchsten in Salzburg (über 40 %), gefolgt vom Burgenland (über 23 %), von Wien (rd. 20 %) und der Steiermark (rd. 16 %).
Familiäre Nebenerwerbsbetriebe stark verringert
Die „Agrarstrukturerhebung 2010“ war eine sog. Vollerhebung, wie zuletzt im Jahr 1999. Von den im Jahr 2010 bestehenden forst- und landwirtschaftlichen Betrieben waren 66.800 familiäre Haupterwerbsbetriebe (39 % Anteil) und 93.900 familiäre Nebenerwerbsbetriebe (54 %).
Letztere sind seit 1995 um 37,4 Prozent und seit 1999 um 27,5 Prozent zurückgegangen. Anders bei den familiären Haupterwerbsbetrieben. Ihr Rückgang war deutlich geringer: -17,7 Prozent seit 1995. Die Zahl der Betriebe in Personengesellschaft ist von 1.100 (1999) auf 5.600 gewachsen.
Ein Drittel Frauenanteil bei Betriebsführung – nur leicht zugenommen
Der Frauenanteil in der Betriebsführung lag bereits 1999 sehr hoch bei 30,2 Prozent und hat seither nur leicht zugenommen (33,8 % in 2010).
Betriebsgrößen: Österreich und Italien versus Tschechien und Großbritannien
Die durchschnittliche Gesamtfläche pro Betrieb in Österreich hat zugenommen. 2010 lag sie bei 42,4 ha, 1995 bei 31,5 ha. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche pro Betrieb hingegen bei 18,8 ha (2010). Damit rangiert Österreich zwar knapp über dem EU-Durchschnitt, jedoch bei den durchschnittlichen Betriebsgrößen weit hinter Tschechien (152,4 ha pro Betrieb) und Großbritannien (fast 80 ha pro Betrieb), die in der EU diese Liste vor Dänemark anführen. Aber auch deutlich hinter Deutschland mit durchschnittlich 55,8 ha Nutzfläche pro Betrieb.
Sehr interessant ist außerdem, dass Italien, das viele mit besonderer Qualität landwirtschaftlicher Produkte überzeugt, im Durchschnitt noch kleinere Betriebe hat als Österreich. Während die Gigantomanen industrieller landwirtschaftlicher Produktion durchgehend in Nord- und Westeuropa zu Hause sind – mit Ausnahme nur von Tschechien und Estland in Osteuropa.
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