Ilse Helbich ist eine Spätberufene. Mit achtzig Jahren hat die 1923 geborene Autorin ihren ersten Roman („Schwalbenschrift“) veröffentlicht. Es folgten drei Erzählbände. Zuletzt erschien 2012 im Literaturverlag Droschl „Grenzland Zwischenland“.
Erkundungen eines Lebensabschnitts
Der Vermerk „Erkundungen“ verrät schon, dass es hier ums Reisen geht, um das Betreten von Neuland. Das Reisen bei Ilse Helbich ist allerdings weniger das räumliche Bewegen von einem Ort zum anderen, sondern das Erkunden eines Lebensabschnittes, der voll neuer, oft schmerzlicher Erfahrungen ist.
Eine berührende Erzählung vom „Aus der Welt fallen“
In einer berührenden, sehr poetischen Sprache erzählt die in Wien und Schönberg am Kamp lebende Autorin vom „Aus der Welt fallen“, von der Reduktion des Menschen auf die mühsame Bewältigung alltäglicher Dinge – die, bedingt durch das Nachlassen der Sehkraft und des Gedächtnisses sowie das Auftreten körperlicher Gebrechen, zunehmend schwerer fallen – und auf die aufhellenden Momente dazwischen – sei es ein unerwarteter Telefonanruf, der Anblick der ersten Primel im Park oder die vielen schönen Sätze, die von der Autorin scheinbar mühelos geboren werden.
Stoisch mit innerer Heiterkeit
Mit erstaunlicher Leichtigkeit fließen bei Ilse Helbich Sätze über das Schwere, die eine stoische Gelassenheit gepaart mit innerer Heiterkeit vermuten lassen. So erzählt sie vom Glück der letzten Jahre, sich nicht mehr überall auskennen zu müssen, nicht für alles eine Antwort bereit haben zu müssen.
„Grenzland Zwischenland“ ist ein ungeschöntes und doch schönes Buch über das Altsein, über das zu Erkundende, das da noch kommen mag.
magzin-literaturtipp:
Ilse Helbich. Grenzland Zwischenland. Erkundungen. Literaturverlag Droschl. Graz – Wien. 2012.
Buchcover: © Literaturverlag Droschl