Mit dem Fachtag „Agrarpolitik“ in Wien begann am Montag die fünftägige „Wintertagung 2012“ des Ökosozialen Forums, die heuer unter dem Titel „Landwirtschaft zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung“ steht. Die „Wintertagung“ diskutiert alljährlich die Situation und Zukunft der Landwirtschaft in Österreich und Europa.
Sparpaket – „schmerzhaft, aber tragbar“
Hauptthema des „agrarpolitischen Fachtags“ am Montag waren das Sparpaket der Bundesregierung und die Neugestaltung der EU-Agrarpolitik (GAP) für die Jahre 2014-2020. „Das Sparpaket ist für uns Bauern schmerzhaft, aber tragbar“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski, in seiner Rede.
Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich hob hervor, dass das Sparpaket zur Entlastung späterer Generationen, also zur Generationengerechtigkeit beitrage. „Jeder Sektor leistet seinen Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen, um den Menschen und kommenden Generationen eine Zukunft zu bieten. Frei nach der These: ‚Chancen und nicht Schulden vererben‘, so der Minister.
Gastredner Swinnen: Mehr Innovation bei EU-Agrarpolitik nötig
Gastredner Johan F.M. Swinnen, Wirtschaftsprofessor an der belgischen Universität Löwen, forderte einen stärkeren Richtungswechsel der EU-Agrarpolitik zu „mehr Innovationen, sei es nun im institutionellen, ökologischen oder soziologischen Bereich“.
Seiner Ansicht nach werde sich die europäische Landwirtschaft in zwei Systeme teilen: „Neben den großen, kapitalintensiven Betrieben wird eine auf Regionalität konzentrierte kleinstrukturierte Landwirtschaft existieren“, so Swinnen.
Präsident Pernkopf: Faire Erzeugerpreise liegen in der Verantwortung aller
Der neue Präsident des Ökosozialen Forums, NÖ-Landesrat Stephan Pernkopf, bemängelte in seiner Rede eine zu geringe Wertschätzung der Gesellschaft für die Landwirte. Ihr Verdienst sei es aber, dass „hochwertige Lebensmittel auf nachhaltigem Weg“ produziert werden.
In den Debatten über Agrarförderungen werde verschwiegen, so Pernkopf, dass die Marktpreise zu niedrig sind, um Bauern ein wirtschaftliches Überleben zu ermöglichen. Die Gesellschaft müsse daher Verantwortung übernehmen, dass auch Bauern „von ihrer Arbeit würdig leben können“.
Die Landwirtschaft dürfe daher nicht länger als „Stiefkind der Wertschöpfungskette im Lebensmittelsektor behandelt“ werden. Alle, auch der Handel und die Konsumenten, könnten und müssten viel bewusster „zu fairen Erzeugerpreisen beitragen“.
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