Über Hannes Gutmann und das Waldviertler Sonnentor ist ein interessantes Buch erschienen: „Gut geht anders. Ein einfaches Lebenskonzept zum Erfolg“ im Salzburger Ecowin Verlag. Peter Gnaiger hat es geschrieben, ein bewährter Buchautor und Journalist aus Salzburg.
Warum ist ein Querdenker wie Gutmann wirtschaftlich so erfolgreich?
Peter Gnaiger begleitete Hannes Gutmann, den Gründer und Chef des Sonnentors, durchs Waldviertel, besuchte ihn am Firmensitz in Sprögnitz und machte sich ein eigenes Bild: Wer ist Hannes Gutmann? Was will und sagt er? Warum ist Sonnentor, warum ist ein Querdenker wie Gutmann auch wirtschaftlich so erfolgreich, obwohl er das gängige Denken in Wirtschaft und Unternehmen auf den Kopf stellt?
Das neue Buch „Gut geht anders“ liest sich angenehm flüssig. Es kontrastiert die Hektik, Eitelkeit, Sinnentleerheit und leere Geschäftigkeit unserer Zeit mit der Ruhe, Einfachheit und Tiefgründigkeit des Sonnentor-Gründers Hannes Gutmann im abgelegenen Waldviertel. „Wirtschaft und Politik haben sich heute an den Rand des Abgrunds spekuliert. Wir verbrennen heute tagtäglich Ressourcen, soziale Werte und Existenzen“, macht Gnaiger an dieser und vielen anderen Stellen im Buch die Fragwürdigkeit unseres heutigen Lebensstils deutlich.
„Ich krieg‘ den Burschen noch in meine Gasse“
Mit viel Sympathie, aber anfangs äußerst skeptisch geht Peter Gnaiger dann der aufschlussreichen Geschäfts- und Lebensphilosophie Hannes Gutmanns auf den Grund: „Vor allem wollte ich ihm auf den Zahn fühlen. (…) Bio – das kennt man eh. Irgendwas ist immer faul. Behandelt der seine Mitarbeiter wirklich so menschlich, wie man sich das erzählt? Und die Bauern (…). Gibt es die wirklich? In echt? Ich dachte mir, ich krieg‘ den Burschen schon noch in meine Gasse. Weil ich mir von einem Waldviertler Burschen (…) ganz sicher nicht meinen Glauben an mein System vermiesen lasse.“
Der blanke Unsinn des modernen Lebensstils und der Zwänge der modernen Wirtschaft
Ganz hervorragend sind die Passagen des Buchs, in denen der Sonnentor-Gründer Gutmann zu Wort kommt – besonders ab Buchmitte. „Der Weg ist nicht mehr das Ziel“, so Hannes Gutmann dort. „Heute ist es das Ziel, den Weg zu ändern. (…) Überall rumort es. Und mit jenen, die das wollen, kann man jetzt neu aufbauen.“ Auch die Sprichwörter Gutmanns, die Gnaiger dort bringt, haben es in sich, sofern man die Lebensweisheiten Gutmanns nicht als zufällig, sondern als eben die tiefere Grundlage seines Erfolgs und seines Andersseins entdeckt: „Wenn du es eilig hast, dann geh langsam.“ – „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Peter Gnaigers „Gut geht anders“ über Hannes Gutmannn und das Sonnentor ist gut geschrieben und hat viel Esprit. Viele Verweise, Zitate und Geschichten sind eingestreut. Kulturkritisch und doch unterhaltsam verdeutlichen sie den blanken Unsinn der Schnelllebigkeit und Kurzatmigkeit des modernen Lebensstils unserer Gesellschaft und der fragwürdigen Zwänge der modernen Wirtschaft und Unternehmenskultur.
Auf den Spuren Hildegard von Bingens und Paulo Coelhos im Stift Melk
Eingestreut sind auch die Fakten zum Unternehmen Sonnentor und seinem wirtschaftlichen Erfolg. Und Gutmanns neueste Pläne. Zu lesen ist auch über Gärten, Kräuter, Sonnensymbole, Genuss, Kathedralen, Stifte und alte und neue Querdenker. Zum Schluss des Buches aber lustwandeln Gutmann und Gnaiger im Stift Melk – auf den Spuren Hildegards von Bingen, Walafrid Strabos und Paulo Coelhos, der dort gerne zu Gast ist.
Nur Gnaigers Versuch, zwischendurch Epikur und den „Genuss“ als Lösung und Gegenpol anzudenken, führt nicht sehr weit. Als ob diese „Philosophie“ und das stete Laufen nach „Genuss“ und vielerlei „Genüssen“ nicht selbst dem Kulturverlust – der Unfähigkeit zu Ruhe, Menschlichkeit und Besinnung aufs Wesentliche – zugrunde lägen, den Gnaiger so leidenschaftlich an der heutigen Zeit kritisiert. Sozusagen als tiefenschichtiges Kulturparadigma, das sich längst in den letzten Jahrzehnten verwirklicht hat und nun selbst in voller Blüte steht und, als Zeichen unserer Zeit, gesellschaftliche Hektik, Unrast, Stress, Egoismus, Gier, Konsumwahn (nicht selten selbst höchst kultiviert), rücksichtsloses Streben und materielle Orientierung auf die Spitze treibt.
In der Diskussion aber, die „Gut geht anders“ aufwirft, geht es zu Recht um vieles, um unsere eigene Zukunft. Denn: „Wir alle sind auf der Suche nach neuen Lebensmodellen“, sagt Hannes Steiner, der Chef des Ecowin Verlags, im Gespräch mit magzin.at. „Denn kaum jemand kann sich vorstellen, dass das jetzige System auf Dauer gut geht. Das erzeugt eine gewisse Endzeitstimmung. Und dann entdeckt man auf einmal Sonnentor und sagt sich, es geht doch anders.“
Johannes Gutmann / Peter Gnaiger: Gut geht anders. Ein einfaches Lebenskonzept zum Erfolg.
Ecowin Verlag. Salzburg. 2013
weitere Infos zum Buch und zu Sonnentor unter:
www.ecowin.at
www.sonnentor.at
Buchcover: © Ecowin Verlag, Salzburg