NÖ-Landwirtschaft erbringt ein Drittel der Agrarleistung Österreichs. „Grüner Bericht 2011“ für NÖ von Pernkopf und Tanner präsentiert

Niederösterreich hat Österreichs leistungsstärkste Landwirtschaft: Ein Drittel der gesamten Agrarproduktion Österreichs kam 2011 aus NÖ. Die bäuerlichen Einkommen sind im Vorjahr wieder gewachsen – um 16 Prozent, so erste Zahlen aus dem neuen „Grünen Bericht 2011“. Hart getroffen haben Frost und Unwetter: Von den NÖ-Agrar­flächen wurde ein Drittel „erheblich geschädigt“.
Pressekonferenz zum "Grünen Bericht 2011" - NÖ-Agrarlandesrat Stephan Pernkopf und NÖ-Bauernbund-Direktorin Klaudia Tanner
Pressekonferenz in Ratzersdorf bei St. Pölten: NÖ-Agrarlandesrat Stephan Pernkopf und NÖ-Bauernbund-Direktorin Klaudia Tanner

Etwas mehr als ein Drittel der Agarproduktion Österreichs wurde im Vorjahr 2011 in Niederösterreich erwirtschaftet: 2,2 Mrd. von 6,5 Mrd. Euro österreichischer Agrarleistung insgesamt. Diese ersten Zahlen des neuen „Grünen Berichts 2011“ präsentierten letzte Woche NÖ-Agrarlandesrat Stephan Pernkopf und NÖ-Bauernbund-Direktorin Klaudia Tanner bei einer Pressekonferenz zur NÖ-Landwirtschaft in Ratzersdorf bei St. Pölten.

Unwetterschäden: Ein Drittel Agrarflächen erheblich betroffen

Zunächst aus aktuellem Anlass: Frost und Unwetter der letzten Monate hätten fast ein Drittel der Agrarflächen Niederösterreichs „erheblich geschädigt“, berichtete LR Stephan Pernkopf. Allein der bisherige Schaden aus Hagel und Frost liege bei rund 40 Mio. Euro. „Das wird sich sehr negativ auf die bäuerlichen Ein­kommen auswir­ken“, betonte er.

Anders als in beiden letzten Jahren: 2011 sei das landwirtschaftliche Einkommen durchschnittlich um 16 Prozent und 2010 um 13 Prozent gestiegen, so Pernkopf. „Massive Einbußen“ der bäuerlichen Einkommen habe es allerdings zuvor gegeben – in den Jahren 2008 und 2009.

NÖ: Stärkste Agrarwirtschaft in Österreich

Mit 41.570 Betrieben stellt Niederösterreich fast ein Viertel (24 %) aller land- und forstwirtschaftlichen Betriebe Österreichs, die ein Drittel (33,8 %) der Agrarproduktion Österreichs erbringen. „Ich glaube, wir können beides verbinden – eine produktionsstarke Landwirtschaft und gute ökologische Leistungen“, sagte Pernkopf.

Pressekonferenz zur "NÖ Landwirtschaft" am 12. Juli in Ratzersdorf bei St. Pölten
Pernkopf: “Ja, es gibt einen Strukturwandel. Die Betriebe werden weniger und größer. Aber es wird nicht weniger produziert, sondern mehr.“ (Foto: © magzin.at)

Die meisten Bio-Betriebe in NÖ zuhause

Auch die meisten Bio-Betriebe (4.675) sind in Niederösterreich an­ge­sie­delt, gefolgt von Ober­österreich und Salzburg. Allerdings ist der Anteil der Bioflächen an den land­wirtschaft­lichen Nutz­flächen in Salzburg und Tirol noch deutlich größer. „Das liegt an der Grün­land­wirt­schaft, die in NÖ im Ver­gleich zu diesen Bundes­ländern gering ist“, erklärte Pernkopf.

Aber auch die Umstiegs­förderung zur Bio-Land­wirt­schaft durch EU und Bund sei seit drei Jahren aus­geschöpft, so Pernkopf weiter. Das heißt: Es gibt sie prak­tisch nicht mehr.

Strukturwandel: 23,8 Prozent der Betriebe in NÖ verloren

Vom Struktur­wandel ist aber auch die NÖ-Land­wirt­schaft stark betroffen. Von 1999 bis 2010 ging die Zahl der bäuer­lichen Betriebe hier um 23,8 Prozent zurück (Bundesschnitt: 20,3 %). „Ja, es gibt den Struktur­wandel. Die Betriebe werden weniger und größer. Aber es wird nicht weniger produziert, sondern mehr“, so Pernkopf. Außerdem sei die Flächen­bewirt­schaftung nicht zurück­gegangen.

Die Anzahl der bäuer­lichen Haupt­erwerbs­betriebe in NÖ sei (im Unter­schied zu den Neben­erwerbs­betrieben) von 1999 bis 2010 aber gestiegen – um 2,5 Prozent, gab Klaudia Tanner, NÖ-Bauern­bund-Direktorin, zu bedenken. Wobei NÖ über­durch­schnittlich viele Haupt­erwerbs­betriebe habe – nämlich 48,6 Prozent, Öster­reich im Schnitt aber nur 38,5 Prozent.

Bergbauern relativ stabil – Förderprogramme wirksam

Am geringsten sei der Strukturwandel in den Berg- und benach­teilig­ten Gebie­ten ausge­fallen, so Pernkopf. Das zeige deutlich, dass die Förder­program­me greifen und in der Zukunft bei­behalten werden müssten. Rund ein Drittel aller bäuer­lichen Betriebe in NÖ sind Berg­bauern (13.895). Damit hat NÖ mehr Bergbauern als jedes andere Bundesland, so Pernkopf.

Ohne Bauern kein Essen – 4 Prozent versorgen alle

Die NÖ-Landwirtschaft produziere mit hoher Qualität, waren sich Pernkopf und Tanner einig. Lebens­mittel­sicherheit und überhaupt die Lebens­mittel­versor­gung sei die große Leistung der Bauern, die heute nur noch vier Prozent der Bevöl­kerung in NÖ stellen. „Ohne Bauern hätten wir kein Essen und wäre die Land­schaft nicht so, wie sie ist“, sagte Tanner.

Kein „Österreich-Preisaufschlag“

Die Kritik, Österreichs Agrar­produkte wären zu teuer, wies Tanner entschieden zurück. „In Öster­reich mussten 1954 noch 44,8 Prozent des Haushalts­einkommens für Lebens­mittel aufge­wen­det werden. Heute sind es nur noch 12,1 Prozent“, sagte sie. In Deutsch­land lägen diese Ausga­ben sogar höher, derzeit bei 14,2 Prozent. Von einem „Österreich­aufschlag“ auf Lebens­mittel­preise zu sprechen, wäre daher laut Tanner unseriös.

Zu bedenken sei aber auch, sagte Tanner weiters, dass von den Lebens­mittel­preisen im Einzel­handel nur ein Bruch­teil an die Bauern weitergegeben werde. Bei der Milch etwa nur ein Drittel.

Bauernschaft stark bei Erneuerbaren Energien

Stark ist die Landwirtschaft auch bei den Erneuerbaren Energien. Die Anzahl der Bauern­höfe mit eigenem Öko-Kraftwerk (Biomasse, Photo­voltaik) habe sich österreichweit zwischen 1999 und 2010 mehr als versiebenfacht: von knapp 900 auf 6.500, berichtete Landesrat Pernkopf.

Und allein heuer, so Pernkopf, dürften rund 1000 Bauernhöfe in NÖ einen Förder­antrag zur Neu­errich­tung einer Photo­voltaik-Anlage gestellt haben. Von insgesamt 4.100 Förder­anträgen aus NÖ. Da das Land NÖ die limitierte Photo­voltaik-Förderung des Bundes für 2012 voll­ständig aufstockt, werden alle diese Anla­gen nun auch errichtet.

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