Der Deutsche Bundestag hat gestern die neue Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ konstituiert. Ihr Ziel ist, einen neuen Indikator für wirtschaftliches Wachstum zu finden, der die Messgröße „Bruttoinlandsprodukt“ (BIP) ablöst oder ergänzt. Das BIP als alleiniger Maßstab sei fraglich geworden, da es „rein ökonomisch und quantitativ ausgerichtet ist“ und „Lebensqualität nur unvollständig oder verzerrt abbildet“. So die Presseaussendung des Bundestags.
Qualitatives Wachstum statt nur Quantität
Das Stichwort ist „qualitatives Wachstum“. Die Enquete-Kommission, die sich aus je 17 Bundestagsmitgliedern und Experten zusammensetzt, will darlegen, wie sich Messgrößen für Lebensqualität und wirtschaftlichen Fortschritt verbinden lassen.
Zum Zuge kommen sollen dabei ökologische Gesichtspunkte wie Ressourcenverbrauch bzw. -schonung, ebenso aber soziale Gesichtspunkte wie Wohlstandsverteilung, Bildungschancen, Gesundheit, Lebenserwartung und Lebens- und Arbeitszufriedenheit.
Absurde BIP-Logik: Ressourcenverschwendung oder Unfälle bedeuten größeres Wirtschaftswachstum
Der Bundestag folgt damit einer längst von Experten geäußerten Kritik am BIP-Indikator. Beispielsweise schlagen sich Autounfälle oder Milliardenausgaben zur Bekämpfung einer Ölpest – wie jetzt in den USA – im BIP positiv als Erhöhung der Wirtschaftleistung nieder.
Andererseits aber verringern Maßnahmen wie etwa zur Unfallprävention oder der sparsame, umweltschonende Einsatz von Ressourcen das Wirtschaftwachstum, wie es im BIP berechnet wird. Zum Beispiel: Eine Fahrradfahrt, um das Klima zu schonen, schmälert das BIP. Ebenso ein Betrieb, der den Einsatz von Energie oder Rohstoffen minimiert. Das BIP steht somit im Widerspruch zu den Erfordernissen nachhaltigen Wirtschaftens und einer nachhaltigen Entwicklung von Wohlstand.
(Foto: © Deutscher Bundestag / Lichtblick / Achim Melde)