Das neue „Sozialstatistische Handbuch für NÖ 2012“ der AKNÖ ist erschienen. Es bündelt alle sozialen Eckdaten für Niederösterreich. Und gibt fragliche, aber auch positive und überraschende Einblicke in die soziale Entwicklung Niederösterreichs.
NÖ: Die meisten Pensionisten und alleinerziehenden Väter
So etwa hat Niederösterreich prozentual die meisten alleinerziehenden Väter (14,7 %) in Österreich, übertroffen nur vom Burgenland (15,4 %), aber deutlich vor Wien (12,5 %).
Oder: Seit dem Jahr 2008 hat Niederösterreich mehr Pensionisten als Wien oder jedes andere Bundesland. 2011 gab es 404.768 in NÖ und 381.344 in Wien. Anteilsmäßig gesehen heißt das: 18 % aller Pensionisten in Österreich leben in NÖ und 17 % in Wien. Und in beiden Bundesländern zusammen mehr als ein Drittel (35 %).
Wenig Arbeitslosigkeit unter Akademikern
Akademiker sind am wenigsten von Arbeitslosigkeit betroffen. Das gilt österreichweit in jedem Bundesland. In NÖ liegt das Arbeitslosenrisiko für Akademiker – im Vergleich der Bildungsabschlüsse – mit nur 2 % sogar unter dem Bundesdurchschnitt. Das Arbeitslosenrisiko ist bei Pflichtschulabgängern ohne Lehre deutlich am höchsten und liegt in NÖ bei 18,5 % und in Kärnten sogar bei 26 %.
Die Arbeitslosenquote sank in NÖ von 7,2 % im Jahr 2010 auf 6,8 % im Jahr 2011. Damit lag NÖ im Mittelfeld der österreichischen Bundesländer und knapp über dem Bundesdurchschnitt (6,9 bzw. 6,7 %). Die niedrigste Arbeitslosigkeit hatten 2011 die Bundesländer OÖ (4,2 %) und Salzburg (4,5 %), die höchste Wien (9,2 %) und Kärnten (8,9 %).
Erwerbstätigenzahl: Wien nur knapp vor NÖ
Bei der Zahl der Erwerbstätigen liegt Niederösterreich nur knapp hinter Wien, an zweiter Stelle der Bundesländer. Im Jahr 2010 gab es rd. 780.000 in NÖ und rd. 797.000 in Wien. Gefolgt von Oberösterreich mit rd. 710.000 und der Steiermark mit rd. 589.000.
Damit stellen Wien (19,5 %) und NÖ (19 %) gemeinsam 38,5 % aller Erwerbstätigen in Österreich. Mit OÖ (17,3 %) zusammen sogar 55,8 % und mit der Steiermark (14,4 %) zusammen 70,2 % der Erwerbstätigen Österreichs.
Frauenerwerbsquote in NÖ höher als in Wien
Überdurchschnittlich gewachsen ist in NÖ seit 1990 die Zahl der Arbeitnehmer (unselbständig Beschäftigte). Um 24 % auf jetzt 573.306. In Wien stieg im selben Zeitraum diese Zahl nur um 2 Prozent (auf 777.174). Nur Wien und OÖ (608.145) haben mehr unselbständig Beschäftigte als NÖ.
Interessant ist auch die Frauenerwerbsquote. Sie liegt in NÖ mit 67 % höher als in Wien (63,5 %) und als im Bundesdurchschnitt (66,4 %).
NÖ bietet nur mittelmäßiges Einkommen
Weniger gut ist in Niederösterreich das Einkommen. Sowohl Männer als auch Frauen verdienen in NÖ weniger als im Bundesdurchschnitt. Besser ist es aber nur in Wien, Vorarlberg und Oberösterreich. Steiermark und NÖ liegen praktisch gleichauf (um 1.850 brutto).
Trotz schwächeren Einkommens ist NÖ in den Bereichen Wohnen und Mobilität aber eher teurer. Für Wohnen (+ Energie) mussten 2009/2010 die Niederösterreicher 24,5 % des Haushalteinkommens ausgeben. Nur in Salzburg, Tirol und Vorarlberg war dafür anteilsmäßig mehr zu zahlen.
Die Kosten für Mobilität lagen 2009/2010 in OÖ und NÖ unter allen Bundesländern am höchsten (16,7 bzw. 16,4 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens).
Viele NÖ-Frauen in Teilzeitarbeit
Der hohe Frauenanteil bei der Teilzeitarbeit war zuletzt in der Politik heiß diskutiert. Im Jahr 2010 waren in NÖ 43,8 % der Arbeitnehmerinnen in Teilzeit beschäftigt (Männer 6,1 %). Bereits seit 2006 steigt der Frauenanteil bei Teilzeit auch in NÖ ständig.
Geringfügige Beschäftigung stark wachsend
Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse haben insgesamt in Österreich seit 2000 um 56,4 % zugenommen – von 197.000 auf 308.000. In NÖ gab es im selben Zeitraum eine Zunahme um 62,4 % und in Wien um 65,2 %.
Größtenteils sind es Frauen, die geringfügig beschäftigt sind. Ihr Anteil ist allerdings rückläufig. In NÖ von 73,1 % (2000) auf 63,4 % (2011). Ähnlich bundesweit. Geringfügig beschäftigt sind auch Pensionisten – in NÖ rund 3.500, von denen viele, so die AKNÖ, auf den kleinen Zuverdienst angewiesen sind.
Armutsgefährdet: 9,2 Prozent der Niederösterreicher
Armut und Armutsgefährdung ist auch in NÖ eine Herausforderung. Trotz glänzender Wirtschaftsentwicklung in NÖ sind 9,2 Prozent der Bevölkerung arm oder armutsgefährdet. Das sind 146.000 Personen. Österreichweit sind 12,1 % der Bevölkerung betroffen, das sind 1 Mio. Menschen.
Noch weitaus dramatischer wäre die Armutsgefährdung, wenn es keine staatlichen Sozialleistungen gäbe: 24 % der Österreicher, 31 % der Wiener und 20 % der Niederösterreicher wären dann arm oder von Armut gefährdet. Und ohne Pensionssystem wären diese Zahlen sogar noch deutlich höher.
weitere Infos und das „soz.stat.noe – Sozialstatistische Handbuch NÖ 2012“ zum Download unter:
http://noe.arbeiterkammer.at