Bei einer Festveranstaltung wurden an der Donau-Universität Krems vor rund einer Woche die diesjährigen Wissenschaftspreise des Landes Niederösterreich vergeben. Es ging dabei um Spieltheorie, Quantenphysik, Graphen und andere wissenschaftliche „Wunder“ – um hervorragende Leistungen von Wissenschaftern aus Niederösterreich, die in der Vergangenheit viel bewegten oder sogar die Zukunft der Menschheit verändern könnten. Sechs Wissenschafter wurden insgesamt ausgezeichnet.
Würdigungspreise: Carnuntum und Spieltheorie
Würdigungspreise für ihr Gesamtwerk erhielten die Archäologin Christa Farka und der Mathematiker Univ.-Prof. Karl Sigmund.
Christa Farka, bis vor kurzem Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege im Bundesdenkmalamt Wien, hatte über Jahre viele bedeutende ärchologische Grabungen in Österreich geleitet – u.a. zum römischen Donau-Limes in NÖ und zu Carnuntum.
Karl Sigmund, 1945 in Gars am Kamp geboren, hat die „evolutionäre Spieltheorie“ maßgeblich fortentwickelt. Er ist u.a. seit 1999 Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mitherausgeber von sieben wissenschaftlichen Zeitschriften und veröffentlichte mehrfach in „Nature“ und „Science“. 2001 leitete er eine Ausstellung zur Emigration österreichischer Mathematiker in den Jahren vor dem „Anschluss“ Österreichs 1938 an Hitler-Deutschland.
Die Jungstars 1: Quantenphysik & Graphen
Vier junge Wissenschafter aus Niederösterreich erhielten Anerkennungspreise für herausragende wissenschaftliche Projekte:
Simon Gröblacher, 1980 in St. Pölten geboren, arbeitet wissenschaftlich in der Quantenoptomechanik. Experimentell hat er eine Verbindbarkeit von Quantenphysik und Mikromechanik nachgewiesen – veröffentlicht in „Nature“ -, die der Grundlagenforschung weltweit neue Perspektiven öffnet. Seit April 2011 ist er am California Institute of Technology.
Thomas Müller, 1975 geboren, Matura in Hollabrunn, konnte zeigen, dass sich der neue „Wunderstoff“ Graphen – wabenförmige Kohlenstoffnetze in Atomschichtstärke – für hyperschnelle Photodetektoren eignet – ebenfalls in „Nature“ veröffentlicht. Dadurch könnten neue Hochgeschwindigkeits-Datenverbindungen entwickelt werden mit einem digitalen Datendurchsatz von bis zu einem Terabit pro Sekunde statt jetzt zehn Gigabit pro Sekunde als Maximum – also hundert Mal schneller und mehr.
Die Jungstars 2: Mathematische Akustik und Energiepolitik
Peter Balazs, 1970 in Tulln geboren, seit 1999 am Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig, verbindet auf neuartige Weise Akustik, Mathematik und Informatik, was Messung, Verarbeitung und Abschätzung akustischer Systeme wesentlich verbessert. Mit großem praktischen Nutzen etwa für besseren Lärmschutz, bessere Hörgeräte und Sprachanalysen.
Josefine Kuhlmann, geboren 1981, aus Hof am Leithaberge, wurde für ihre Doktorabeit zur europäischen Energiegemeinschaft und der Frage, ob und wie diese auf weitere europäische Drittstaaten ausgedehnt werden sollte und könnte, ebenfalls mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet.
NÖ ist innovatives Wissenschaftsland
NÖ-Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav überreichte die Auszeichnungen. Niederösterreich habe sich zu einem bedeutenden Technologie- und Wissenschaftsstandort entwickelt, hob sie hervor. „Wissenschaft und Forschung sind unverzichtbar für Innovation und Weiterentwicklung“ der niederösterreichischen Wirtschaft und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Es sei wichtig, allen Bürgern diesen Nutzen verständlich zu machen.
Der Rektor der Donau-Universität, Univ.-Prof. Jürgen Willer, hatte den Abend eröffnet. Es sollte der Wissenschaft letztlich immer darum gehen, den Menschen zu nützen, sagte er. Die Donau-Universität Krems habe ihre Forschung in den letzten Jahren konsequent ausgebaut, um zur weiteren Entwicklung des „Wissenschaftslandes NÖ“ beizutragen. Der Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft sei heute wichtiger als je zuvor.
Der stille Fleiß der Wissenschaft
Univ.-Prof. Markus Hengstschläger sprach die Festrede. Mit viel Charme und Inhalt. „Wissenschaft ist harte Knochenarbeit“, sagte er – jeden Tag, konsequent und fleißig. „Ich nenne das den stillen Fleiß. Denn fast niemand weiß davon.“ Der NÖ-Wissenschaftspreis sei daher eine wichtige Anerkennung und Wertschätzung. Niederösterreich habe längst eine hervorragende Forschung. Dies sollte in der Öffentlichkeit noch deutlicher gemacht werden.