Der Klimawandel ist da und betrifft die österreichische Landwirtschaft bereits in starkem Maße. Im vorigen Jahr 2012 gab es mehr als doppelt so viele Schadensmeldungen wegen Wetterextremen als noch im Jahr 2011. Die Schadenssumme betrug über 125 Mio. Euro. Das Land NÖ, Agrar- und Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, und die Österreichische Hagelversicherung luden daher den österreichischen Klimaexperten Reinhard Mechler vom IIASA in Wien-Laxenburg am Montag zu einem Pressegespräch.
Durchschnittserwärmung im Alpenraum bereits jetzt 2 Grad
Reinhard Mechler, Mitautor des Weltklimarats IPCC und Wissenschafter am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), stellte beim Pressegespräch Ergebnisse des IPCC-Sonderberichts „Risikomanagement von Extremereignissen und Katastrophen zur Anpassung an den Klimawandel“ aus dem Jahr 2012 vor.
Durch den anthropogenen (von Menschen verursachten) Klimawandel werden, dem IPCC-Sonderbericht zufolge, die Wetterextremereignisse sich weiter häufen und intensivieren, erklärte Reinhard Mechler. Der Alpenraum sei sogar schon jetzt besonders betroffen: Die Jahresdurchschnittserwärmung habe dort bereits jetzt 2 Grad Celsius erreicht. Und liege damit mehr als doppelt so hoch wie derzeit im globalen Durchschnitt. Auch in Österreich insgesamt werden Wetterextreme häufiger und intensiver auftreten und die Anzahl der Katastrophenereignisse werde steigen.
Landwirtschaft am stärksten betroffen – Katastrophale Auswirkungen bei unverändertem Klimawandel
Global und kontinental sei bisher die Landwirtschaft am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen (CO2 usw.) müssten daher tatsächlich stark und konsequent abgesenkt werden. Intelligente Klimaanpassungsmaßnahmen könnten helfen, die Auswirkungen des Klimawandels derzeit im Griff zu halten. Sie wären aber keineswegs ausreichend, wenn der Klimawandel, wie derzeit prognostiziert, global die 2-Grad-Celsius-Grenze überschreitet.
„Während wir das 2-Grad-Ziel diskutieren, sind die Weichen derzeit für eine durchschnittliche globale Erwärmung um bis zu 4 Grad bis ans Ende dieses Jahrhunderts gestellt“, so Reinhard Mechler. Es müsste rasch gehandelt werden durch Festlegung viel strikterer internationaler Reduktionsziele für Treibhausgase, „ansonsten sind weitreichende und katastrophale Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu befürchten“.
Österreich: Mehr als doppelte Schadensanzahl in der Landwirtschaft durch Wetterextreme im Vorjahr
Die landwirtschaftlichen Schadensmeldungen hätten sich 2012 gegenüber 2011 mehr als verdoppelt und damit den bisher höchsten Stand in einem Jahr erreicht, berichtete die Österreichische Hagelversicherung. Insgesamt gab es im Vorjahr 30.558 Schadensmeldungen mit einer Schadenssumme der Landwirtschaft von über 125 Mio. Euro. Dabei waren über 320.000 ha Agrarflächen betroffen.
Die Österreichische Hagelversicherung trage selbst durch betriebsinterne und externe Maßnahmen zum Klimaschutz bei. Den Versicherungsschutz für Landwirte habe sie inzwischen auf elf Risiken ausgedehnt: Hagel, Frost, Dürre, Sturm, Überschwemmung u.a. „Angesichts des Klimawandels zeigt sich, wie wichtig umfassender Versicherungsschutz in der Landwirtschaft ist, denn 80 Prozent des Ertrages sind vom Wetter abhängig“, betonte Kurt Weinberger, der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung.
Land NÖ will Klimaschutzmaßnahmen weiter ausbauen
NÖ-Umwelt- und Agrarlandesrat Stephan Pernkopf betonte seinerseits: „In Niederösterreich nehmen wir die Wetterextreme sehr ernst. Wir warten nicht auf irgendwelche internationale Klimakonferenzen, wir setzen lieber auf ‚Taten statt Warten‘.“ Die Hagel-, Frost- und Rinderversicherungsprämie der Bauern in NÖ werde im Jahr 2013 mit über 5 Mio. Euro bezuschusst.
Andererseits verfolge das Land NÖ, so Stephan Pernkopf, weiterhin die Klimaschutzziele in Niederösterreich. 262 der 269 Maßnahmen des Klimaprogramms 2009 – 2012 seien in NÖ erfolgreich umgesetzt worden. 2011 sei der Energiefahrplan 2030 und 2012 das Energie-Effizienz-Gesetz im NÖ-Landtag beschlossen worden. Als nächster größerer Schritt werde im Herbst 2013 das Klima- und Energieprogramm 2020 folgen, das mehr als 200 weitere Maßnahmen für den Kampf gegen den Klimawandel umfassen soll.