Vida, EVN, Greenpeace und IHS: die Energie [R]evolution 2050 ist machbar

IHS-Studie-Greenpeace
Eine zukunftsweisende Koalition: Rudolf Kaske (vida), Peter Layr (EVN), Alexander Egit (Greenpeace), Bernhard Felderer (IHS) – v.l.n.r. (Foto © Greenpeace / Georg Mayer)

Die „Energie [R]evolution 2050“ ist machbar, sagt nun auch eine IHS-Studie, die Bernhard Felderer am Freitag präsentierte. Auftraggeber waren die EVN, Greenpeace und die Gewerkschaft vida. Ihr Fazit: Der Umstieg auf Erneuerbare Energien bis 2050 ist „umsetzbar, leistbar und belebt den Arbeitsmarkt“ – ohne Einbußen der Lebensqualität. „Wir wollen diese Veränderungen mitgestalten“, erklärte vida-Chef Rudolf Kaske. Das Potential der Erneuerbaren sei vorhanden, bestätigte EVN-Chef Peter Layr.

Die „Energie [R]evolution 2050“ ist machbar. Letzten Freitag präsentierte Bernhard Felderer, IHS-Chef, eine Studie gleichen Namens. Österreichs Umstieg auf Erneuerbare Energien bis 2050 „ist umsetzbar, leistbar, belebt den Arbeitsmarkt und fordert keinerlei Einbußen in der Lebensqualität der Österreicher“, heißt das Fazit.

Starke Koaltion: EVN, Vida und Greenpeace als Auftraggeber

Starke Bedeutung erhält die Studie durch die Koaltion ihrer Auftraggeber: EVN, Greenpeace und die Gewerkschaft vida. „Es ist bemerkenswert, dass eine Umweltschutzorganisation, ein führender Energieversorger und die Gewerkschaft zusammenarbeiten, um mit dem IHS die Dringlichkeit und Machbarkeit einer Energiewende aufzuzeigen“, stellte Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, dazu fest. Dies sei ein positiver Impuls für die energiepolitische Diskussion.

Ganz zu Recht. Und mehr noch. Die Studien-Akteure haben einen zukunftsweisenden Akzent gesetzt: ihre konstruktive Fähigkeit, über gesellschaftspolitische Positionen hinweg zu kommunizieren. Ein mutiger und unerlässlicher Schritt. Ohne Beteiligung und Integration gesellschaftlicher Kräfte, die Vertrauen schafft, wird eine so große Aufgabe wie die Energiewende scheitern. Wer das aber kann, gewinnt leadership. Und ergreift die Quintessenz des Politischen.

85 Prozent Erneuerbare Energien und fossiler Restverbrauch in Industrie und Verkehr

Bis 2050 kann Österreich sich weitgehend von fossiler Energie freimachen. Die CO2-Emissionen lassen sich auf 10 Prozent des heutigen Niveaus senken. Das sind die Hauptergebnisse der IHS-Studie.

Realistisch ist nach Ansicht des IHS, dass 85 Prozent des Gesamtenergiebedarfs bis 2050 von Erneuerbaren Energien gedeckt werden. In Industrie und Teilbereichen des Verkehrs bleibe ein Restbestand fossiler Energie. Dabei müsse und könne der Gesamtenergieverbrauch Österreichs bis 2050 halbiert werden, von derzeit 1.060 Petajoule auf 540 Petajoule. Bernhard Felderer, IHS-Direktor und Studienautor, bei der Präsentation: „Ein großes Energiesparpotential zeigt die Studie vor allem im Wohnbau und im Verkehrssektor.“

Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Halbierung des Individualverkehrs

Es bedürfe eines starken Ausbaus des öffentlichen Verkehrs (ÖV) und der Elektrifizierung des Individualverkehrs. Die Kilometerleistung des ÖV, rechnet das IHS vor, steige von 24 Mrd. auf 35 Mrd. Personenkilometer. Der Individualverkehr verringere sich um 50 Prozent. Der Gütertransport insgesamt werde sinken. Der Bahngütertransport aber von 16 auf 27 Mrd. Tonnenkilometer steigen.

Alles aber nur, wenn die politischen und fiskalischen, budgetären Rahmenbedingungen energisch gesetzt werden. Erforderlich sind laut IHS: große Investitionen in den öffentlichen Verkehr, eine Ökologisierung des Steuersystems und die Ausschüttung der Sanierungsmilliarde für den Wohnungsbau. Außerdem müssten CO2-Reduktionsziele verbindlich festgelegt werden.

Vida: Viele neue Jobs – Wandel mitgestalten

„Klimawandel ist extrem ungerecht, da die Wohlhabenden ihn verursachen, die Armen speziell darunter leiden“, sagte vida-Chef Rudolf Kaske. Das gelte global wie auch für Österreich. Der Klimawandel würde ganz besonders die Enkelgenerationen treffen.

Der notwendige Klimaschutz werde, so Kaske weiter, den Arbeitsmarkt umstrukturieren, mit Verlierer- und Gewinnerbranchen. „Wir wollen diese Veränderungen mitgestalten, anstatt davon überrollt zu werden.“ Die Gewerkschaft wolle mitwirken, dass die neuen „green jobs“ zu „good jobs“ werden.

Laut IHS-Studie, betonte Kaske, gebe es „zahlreiche Chancen für neue bzw. andere Arbeitsplätze“. Zum Beispiel in Baugewerbe und thermischer Sanierung sei durch die Energiewende mit 25.000 neuen Arbeitsplätzen in Österreich zu rechnen.  Man müsse, wo erforderlich, vorausschauend auf Umschulungen setzen. Für das Transportgewerbe prognostiziere die Europäische Transportarbeiter-Föderation europaweit 8,7 Mio. neue green jobs.

EVN: Potential ist da – 800 Mio. Euro Investitionen vorgesehen

„Innerhalb einer Generation ist die Energiewende möglich“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. Das Potential der erneuerbaren Energieträger sei vorhanden. Das bestätigte auch EVN-Vorstandssprecher Peter Layr. „In Österreich wollen wir bis bis zu 800 Mio. Euro in Wind- und Wasserkraft sowie Biomasseanlagen investieren“, kündigte Layr außerdem bei der Studienpräsentation an.

Die IG Windkraft, der Verband der österreichischen Windkraft-Unternehmen, und die Bundesprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, äußerten sich sehr positiv zu den Ergebnissen der IHS-Studie. Auch der Energielandesrat von Oberösterreich, Rudi Anschober: „Atomausstieg zu rufen, ist zu wenig.“ Die Bundesregierung müsse endlich ernsthaft die Weichen für die Energiewende stellen – mit einem großen Effizienzprogramm, mit der Umstellung der Wärmeversorgung und einem geeigneten Ökostromgesetz nach deutschem Vorbild. „Denn wer wie bisher Ökostrom klein hält, macht Atomstrom groß. Auch in Österreich.“

weitere Infos und Download der Studie unter:
www.greenpeace.at
www.vida.at