Weiberworte: Fututio-Skandal am Flughafen Wien – „frauenfeindlicher“ Täter weiter auf freiem Fuß

Schettina Bild Oranges Kleid grosser Ausschnitt

Ein Frauenkommentar von Martina Schettina

Jetzt ist er da, der echte Skan­dal am Flughafen Wien Schwe­chat. Der Täter ist diesmal kein bestechlicher Auf­sichts­rat. Das wäre ja noch auszuhalten. Der Täter ist das österreichische Deutsch. Die bei uns ge­pflo­ge­ne Sprache erdreistet sich, Ausdrücke für zutiefst mensch­liche Bedürfnisse zu kennen. Die unverschämte Sprachvariante kann sogar mit Bezeichnungen für weibliche Geschlechtsorgane aufwarten. Aus gegebenem Anlass wit­tert Peter Kleemann, Sprecher des Flughafens, Fremden- und Frauen­feindliches und verspricht, die „herben“ Worte zu verhüllen.

Ein kurzer Blick zurück: Vor einigen Wochen wurden am Skylink-Terminal Glastafeln installiert, auf welchen die Inhalte des Wörterbuchs Österreichisch-Deutsch von Astrid Wintersberger und H. C. Artmann zu lesen sind. Die Tafeln mit Austriazismen samt englischer Übersetzung sollten die Gäste freundlich begrüßen und auf Österreich einstimmen. Servus bei Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster, G’schamster Diener.

Martina Schettina Portrait
Martina Schettina, Künstlerin und Autorin

Doch mitten unter den niedlichen Aus­drü­cken wurden Worte wie „wischerln“ (für urinieren) und „Futlapperln“ (für Scham­lip­pen) entdeckt. Etymologisch kommt das Wort Fut (für Vagina) von fututio, was im Lateinischen so viel wie Beischlaf bedeutet.

Peter Kleemann findet es „unerlässlich, dafür Sorge zu tragen, dass Passagieren keine potenziell fremdenfeindlichen, dis­kri­mi­nie­ren­den, frauenfeindlichen oder re­li­gi­öse Gefühle verletzende Inhalte auf­ge­zwun­gen werden“, wie das Nach­rich­ten­ma­ga­zin profil berichtet.

Was am Beischlaf frauen- oder fremdenfeindlich sein soll, kann ich nicht nachvollziehen, huldigen doch alle Völker dieser Welt dem damit bezeichneten Ritual. Könnten möglicherweise damit religiöse Gefühle verletzt werden, wie ein weiteres Argument des Flughafensprechers andeutet? Zugegeben, nicht jeder ist zur unbefleckten Empfängnis fähig. Zum Glück ist das Sky-Link Management so umsichtig. Wenn wir nämlich zugeben, dass in Österreich gelegentlich „gewischerlt“ wird, oder die Frauen hierzulande über das verfügen, was die Natur zu Fortpflanzungszwecken eingerichtet hat, dann kommt kein Gast mehr in das Schnitzel-Wunderland.

Der Täter, das österreichische Deutsch, befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß.

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ein weiterer Frauenkommentar von Martina Schettina in magzin.at:
Weiberworte: Billiges Matratzen-Silikon in Brustimplantaten. Hunderttausende Frauen geschädigt

Nachweise: Bild oben „Oranges Kleid“ von © Martina Schettina / VBK;
Foto: © Martina Schettina / René Prohaska
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