Jetzt ist er da, der echte Skandal am Flughafen Wien Schwechat. Der Täter ist diesmal kein bestechlicher Aufsichtsrat. Das wäre ja noch auszuhalten. Der Täter ist das österreichische Deutsch. Die bei uns gepflogene Sprache erdreistet sich, Ausdrücke für zutiefst menschliche Bedürfnisse zu kennen. Die unverschämte Sprachvariante kann sogar mit Bezeichnungen für weibliche Geschlechtsorgane aufwarten. Aus gegebenem Anlass wittert Peter Kleemann, Sprecher des Flughafens, Fremden- und Frauenfeindliches und verspricht, die „herben“ Worte zu verhüllen.
Ein kurzer Blick zurück: Vor einigen Wochen wurden am Skylink-Terminal Glastafeln installiert, auf welchen die Inhalte des Wörterbuchs Österreichisch-Deutsch von Astrid Wintersberger und H. C. Artmann zu lesen sind. Die Tafeln mit Austriazismen samt englischer Übersetzung sollten die Gäste freundlich begrüßen und auf Österreich einstimmen. Servus bei Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster, G’schamster Diener.
Doch mitten unter den niedlichen Ausdrücken wurden Worte wie „wischerln“ (für urinieren) und „Futlapperln“ (für Schamlippen) entdeckt. Etymologisch kommt das Wort Fut (für Vagina) von fututio, was im Lateinischen so viel wie Beischlaf bedeutet.
Peter Kleemann findet es „unerlässlich, dafür Sorge zu tragen, dass Passagieren keine potenziell fremdenfeindlichen, diskriminierenden, frauenfeindlichen oder religiöse Gefühle verletzende Inhalte aufgezwungen werden“, wie das Nachrichtenmagazin profil berichtet.
Was am Beischlaf frauen- oder fremdenfeindlich sein soll, kann ich nicht nachvollziehen, huldigen doch alle Völker dieser Welt dem damit bezeichneten Ritual. Könnten möglicherweise damit religiöse Gefühle verletzt werden, wie ein weiteres Argument des Flughafensprechers andeutet? Zugegeben, nicht jeder ist zur unbefleckten Empfängnis fähig. Zum Glück ist das Sky-Link Management so umsichtig. Wenn wir nämlich zugeben, dass in Österreich gelegentlich „gewischerlt“ wird, oder die Frauen hierzulande über das verfügen, was die Natur zu Fortpflanzungszwecken eingerichtet hat, dann kommt kein Gast mehr in das Schnitzel-Wunderland.
Der Täter, das österreichische Deutsch, befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß.
ein weiterer Frauenkommentar von Martina Schettina in magzin.at:
Weiberworte: Billiges Matratzen-Silikon in Brustimplantaten. Hunderttausende Frauen geschädigt
Foto: © Martina Schettina / René Prohaska