Sebastian Kurz, seit April Staatssekretär für Integration im Innenministerium, war vorige Woche zu Gast an der Donau-Universität Krems. Bei der Fachtagung „Wohnen und Integration“ sprach er über seine Pläne zur Integration, auf der Grundlage eines 20-Punkte-Maßnahmenkatalogs, den der vom Innenministerium einberufene „Expertenrat für Integration“ erarbeitet hat.
Die großen Drei: Sprache, Einsatz, Respekt
Bei der Pressekonferenz zur Fachtagung hob Staatssekretär Kurz dann drei Hauptbereiche der Integration und des Maßnahmen-Katalogs hervor. Erstens: Sprache und Bildung. Viele Migrantenkinder (der zweiten und dritten Generation) hätten, so Kurz, erkennbar Sprachdefizite beim Schuleintritt; und in der Folge viel häufiger Schwierigkeiten mit dem Schulabschluss. „Wir setzen daher ganz massiv in die sprachliche Frühförderung“, erklärte er. Dafür würden ab 2012 für Kindergärten 5 Mio. Euro bereit gestellt, die durch Länderfinanzierung verdoppelt werden.
Zweitens: „Einsatz bringen“. Ab 2012 werde es beim AMS gezielte Berufsförderprogramme für Migranten geben, wie jetzt bereits für Berufswiedereinsteigerinnen und junge Menschen. Gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer sei dazu ein „Migrantenindex“ geschaffen worden.
Die Integrationsbotschafter sind auf dem Weg
Besonders wichtig sei auch die verstärkte Einbindung von Migranten in die ehrenamtliche Freiwilligenarbeit. Dazu führe er, sagte Staatssekretär Kurz, zur Zeit intensive Gespräche mit Caritas, Rotem Kreuz, Fußballverbänden und Freiwilliger Feuerwehr.
Dritter Bereich: „Respekt“. Migranten, deren Lebenswege gute Beispiele gelungener Integration geben, würden vor den Vorhang geholt. Mehr als 100 solcher „Integrationsbotschafter“ touren bereits seit einem Monat durch Österreichs Schulen. Das zweijährige Projekt heißt „Gemeinsam:Österreich“. „Es hat sehr erfolgreich begonnen und hat zum Ziel, Vorurteile abzubauen und Motivation zu schaffen“, erläuterte der Staatssekretär.
Ausgangspunkt: Österreichs Bevölkerung wächst
Besucht wurde die zweitägige Fachtagung „Wohnen und Integration“ der Donau-Universität Krems von Experten aus Wissenschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung. Ausgangspunkt war: Bis 2030 dürfte Österreichs Bevölkerung auf 9 Mio. Einwohner steigen (2011: 8,4 Mio.). Und die Zahl der Migranten weiter wachsen, ganz besonders in den Ballungsräumen, wo – wie in den anderen westlichen Ländern auch – der Großteil der Migranten lebt. In Österreich rund 80 Prozent.
Das heißt, der Wohnungsbau muss Schritt halten. Und es entstehe „Handlungsbedarf in Richtung Verbesserung des sozialen und räumlichen Umfeldes und gezielten Besiedlungsmanagements“, sagte Univ.-Prof. Gudrun Biffl von der Donau-Universität Krems.
Gudrun Biffl hat Österreichs einzigen Universitätslehrstuhl für Migrationsforschung inne – eben an der Donau-Universität Krems. „Wir betrachten in der Migrationsforschung die verschiedensten Themenbereiche. Wir schauen uns den Arbeitsmarkt an, den Bildungsbereich, das Wohnen, aber auch die sozialen Konflikte“, erklärte sie den Umfang ihrer Arbeit bei der Pressekonferenz. Sie ist auch Mitglied des Expertenrats für Integration im Innenministerium und in Krems Dekanin der Fakultät Kommunikation und Globalisierung.
Gemeindebau-Hotspots vermeiden durch mehr leistbares Wohnen
Beim „Besiedlungsmanagement“ sei besonders die öffentliche Hand gefordert, denn ungefähr 850.000 Wohnungen seien derzeit im Eigentum von Gemeinden, Ländern und gemeinnützigen Bauvereinigungen, sagte Klaus Lugger, der die Fachtagung initiiert hatte. Er ist Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, der Innsbrucker Stadtbau GmbH und führt den Vorsitz im Aufsichtsrat des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen.
„Wir brauchen ein Konzept und eine klare Richtung, um einseitige Besiedlung, Zusammenballungen und Hotspots zu vermeiden“, betonte Lugger bei der Pressekonferenz. Die Leistbarkeit der Wohnungen sei dafür „ganz entscheidend“ und dass Österreich „hier noch besser werde, als wir schon sind“.
Beim Wohnen kommt alles zusammen
Auf die Wichtigkeit des Themas „Wohnen und Integration“ wies auch Staatssekretär Sebastian Kurz in aller Deutlichkeit hin: „Das Thema Wohnen ist zweifelsohne das, wo es am meisten Emotion und am meisten Konflikte gibt.“ Zugleich sei das Thema äußerst vielschichtig, weil hier alle Ebenen und Bereiche zusammenspielen:
„Denn die Sprache hat Auswirkungen darauf, ob man gut zusammenleben kann. Aber auch die sozialen Verhältnisse, das durchschnittliche Einkommen, die Jobsituation und der gegenseitige Respekt haben Auswirkungen auf das Zusammenwohnen“, sagte Kurz. Dementsprechend gehe es beim 20-Punkte-Maßnahmenkatalog um einen vielschichtigen, umfassenden Ansatz, „wie Integration in Österreich besser funktionieren kann“.
weitere Infos zu den Integrationsmaßnahmen und zum Staatssekretariat für Integration im BMI unter:
www.integration.at